3,58 Geshi<te*
den verborgensten Mechanismus der Muskeln aus, fat!
und konnte es hierin gleichsam mit der Natur selbst 4
aufnehmen *. In der Darlegung dieses Spiels der we
bewegenden Organe suchte er eben die Schönheit. Da- M
her war er, wie Lomazzo sehr richtig sagt ? , nicht da? (u
zu gemacht, zarte, weiche , gefällige Adonisgestalten, 2
sondern kräftige , starke, troßige Männer zu mahlen. hi:
In der That sind aach seine Physiognomien majestä-
tisch, aber streng; seine Frauen sind Amazonen. Uns zs
ter allen Dichtern war sein Liebling Dante, der in sei- G
nem Tiessinn , in dem eigenthümlichen Schwunge seis :
ner Einbildungsfraft, und selbst in seiner. Seltsam- )
keit eine große unverkennbare Aehnlichkeit mit ihm hat. !
Er-besaß ein Exemplar der göttlichen Komödie mit ei-
nem etwa eine halbe Spanne breiten Rande, worauf
er. mit der Feder fast alle Gruppen des Dante gezeich-
net hatte 9, Man. kaun denken, wie tief er sich die :
oft furchtbaren, immer großen und ernsten , mit weni- w
gen strengen Umrissen erschöpften Darstellungen säines u!
Dichters eingeprägt , und daß sie ihm bey einem Ge- Y
gensiande wie. das jüngste Gericht doppelt lebhaft ge- 2
genwärtig seyn mußten. Nach allen diesen Zügen 4
kann
0. Condivi erzählt (8. 60.) , daß M. A. von Messer Real?
do Colombo , einem Anatomen und Arzte, die Leiche eis
nes sehr. schönen Mohrischen Jünglings empfing, “au
welchem," fügt er hinzu, “Michelangelo mir viele seltne
und verborgene Dinge zeigte, die man vielleicht sonst nie
mals gehört hat, und die ich mir alle aufgezeichnet."
M. A. hatte immer den Dlan, ein Werk über die Bes
wegungen des menschlichen Körpers zu schreiben. S. Goes
vi's Noten zum Condivi p. 117. y
D. Lomazzo Lib. VI, p. 288. ;
4. Dieser Schabs ging nebst andern Kunstsachen auf einem
Schiffe zwischen Livorno und Civitavecchia zu Grunde,
Siche die Anmerkyngen zum Vasari, T. IU, p. 252.