“ Geschichte
Der Ursprung dieser Schule geht ziemlich in die :
frühesten Zeiten der neuern Kunst zurück , denn als ei- lt
nen ihrer Stifter hat man Oderigi aus Gubbio anzu- 8
sehen, der ein Miniaturmahler war, und im Jahre
1300 starb. Dieser Oderigi zierte verschiedne Bücher "
für Pabst Bonifacius den achten mit Miniaturbildern
aus, und zwar in Gesellschaft des Giotto und des ;
Franco Bolognese. Dante * erwähnt diese Künstlee |
mit Lob , scheint aber dem leßten vor Oderigi den Vor- 6:
zug zu geben. Wir werden bey Gelegenheit der Mi- 0
niaturmahlerey auf sie zurückkommen. 0
Guido Palmerucci und Pietro Cavallini gehören
ebenfalls in diesen Zeitraum.“ 'Von dem ersten sicht ai
man in Gubbio uoch einige Ueberbleibsel , die um das V
Jahr 1342 gemahlt sind. Won dem zweyten aber wer- w
den in Rom verschiedne Werke aufbewahrt, worun- N
ter vorzüglic ein Christus am Kreuze in der hei-
ligen Paulsfirche bemerkt zu werden verdient, weil.
man ihn unter die wunderthärigen Bilder zählt
Zu Assisi findet sich ebenfalls eine Kreuzigung, und zu
Florenz in der heil.. Marcuskirche eine Verkündigung
Mariä von seiner Hand. Diese Vorstellung war über-
Haupt in den damahligen Zeiten ein ausgezeichneter Ge-
genstand der Andacht geworden, und Cavallini hat sie
daher unzählige Mahle wiederhohlt. Die Engel hat
man dabey stets , sowohl in der Griechischen als La-
teinischen Kirche als Jünglinge mit langen , bis auf
die Füße herabwallenden Kleidungen, und mit einem
Stabe in den Händen, vorgestellt. Der Gebrauch
hingegen sie nackt abzubilden, oder ihnen höchstens ein
leichtes
b. Purg. C.IX. v. 79 -- 84.
s* Non scitu Oderigi etc.
, vid. Vaiari T. I. p. 97. und Romano Alberti Trattato
della Nobiltä della Pittura etc. P- 59. Roma 1585. 4.