Full text: Geschichte der Künste und Wissenschaften seit der Wiederherstellung derselben bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts (8. Abtheilung, I, [2], 4. Band)

636. „IV. Von Newton bis Priestley. 
Einen schr genauen Versuch zur Bestimmung dsr 
Größe und Lage des unempfindlichen Flecks im Auge 
machte Daniel Bernoulli"). Er legte eine sil- 
berne Münze auf den Boden eines Zimmers, nahm 
ein Pendel , davon er das eine Ende an das rechte 
Auge hielt, und das andere fast den Boden berühren 
ließ: Bey verschlossenem linken Auge sabe er mit dem 
rechten längst dem Pendel herunter', und beobachrete, 
indein er sich von dem Geldstücke linker Hand eutferns 
te, imehrere Stellen auf dem Boden, wo ihm das 
Stück unsichtbar, und andere, wo es wieder sichtbar 
ward. Dieß gab eine fast elliptische Figur von der 
Beschaffenheit, daß, wenn die Seheaxe innerhalb ders 
seiben fiel, die Münze aus dem Gesichte sich verlor. 
Aus den Abmessungen derselben, und den andern hies 
Hey *vorfommenden Größen, folgerte Bernoulli, 
daß der unempfindliche Fleck im Auge ein Kreis sey, 
dessen Darchmesser der siebente Theil des Durchmess 
sers des Augapfels ist, und dessen Mittelpunkt , von 
dem der Deffnung des Auges entgegengeselßzten Punkte, 
uma 55 dieses Durchmessers entfernt, und ein wenig 
über der Mitte des Auges erhaben liegt. 
k-[ Da diese Stelle mit dem Eintritte des Seheners | 
ven zusammentrifft , so, folgert er , durfte dieser nicht 
mitten auf dem Boden des Auges, der Pupilie gera: 
de gegen über, eintreten, weil uns sonst alle Gegen? 
stäiide durchlöchert erscheinen würden, Jeßt verlieren 
wir nur die zur Seite unter einem gewissen Winkel, 
gelegenen Gegenstände aus dem Gesichte, aber nurW'" 
mit einem Auge ,- nie mit beyden zugleich. Ferter, | U 
sazt er, mußte der Sehenerve senkrecht eintreten, das 8.802) 
init ex durch seinen Cintritt so wenig Raum , als möge 
lich, 
„) Commentat, Petrop, vet» TIT, I, pP. 3146
	        
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