Full text: Geschichte der Künste und Wissenschaften seit der Wiederherstellung derselben bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts (8. Abtheilung, IV, 1. Band)

98 JL Abtheil. Allgemeine Einleitung 
und eines großen Beobachtungsgeistes seyn. Und 
diese Sigenschaften haben sich bisher noch gar Wenige 
zu eigen gemacht. 
Bey der Einführung neuer Erfindungen oder 
sonstiger Neuerungen und.Veränderungen hat mau 
am meisten Ursache auf seiner Hut zu seyn. Hier darf 
die reiffie Ueberlegung nie aus den Augen geseßt wer- 
den. Wie manche neue Einrichtung ist selbst in den 
neuesten Zeiten sogleich wieder in ihr Nichts zurückge 
sunfen , die mit Cifer und mit den glänzendsten Hoffe 
nungen angefangen wurde! Viele sonst gescheute Män- 
ner glaubten dadurch einen großen Gewian errungen 
zu haben, daß sie Kraft und Mühe bey ihren Arbei- 
ten oder Unternehmungen sparten, und entdeckten hers 
nac< mit Schrecken den viel größern Verlust an Zeit, | 
der ihnen alle ihre Hoffnungen wieder zertrümmerte. 
Bisweilen wurde auch wohl Mühe und Zeit zugleich 
gespart , aber die Waare fiel nun wieder um desto 
schlechter aus. Unter den vielen Beyspielen, die sich 
hierüber aus den vergangenen Zeiten. anführen ließen, ) 
nur einige. Ein Direktor der berühmren Spiegelfas c 
brif zu St, Gobin in Franfreich ließ einen neuen ; 
Schmelzofen anlegen, aus welchem man jedesmal vier 
Güsse thun sollte, statt daß bisher nur drey gemacht 
waren. Die Jdee gelang bey der Ausführung in so 
weit wirklich, daß vier Güsse von Einer Ofenladung 
gemacht wurden , und so bekam man dadurch alle 
Wochen vier und zwanzig Stück Gläser mehr. Aber 1 
dieser Bortheil war nur scheinbar; dean bey näherer t 
Untersuchung fand sich's, daß das Gießen, Schmelzen x 
und Täutern bey der neuen Einrichtung zweymal so c 
viel Zeit hinwegnahm, als vorher. Man brauchte : 
nämlich jeßt dazu 70 bis 72 Stunden Zeit, statt daß 
man
	        
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