1. Bereitung der Nahrungsmittel. 123
wußten die Franzosen nicht. Butre ging nach
Teutschland , um die Teutschen in der Müller- und
Bäckerkunst zu unterrichten; aber beschämt kehrte er
nach Frankreich zurück , weil er die Teutschen in dies
ser Kunst viel erfahrner fand , als er selbst war. Ges
gründet ist es allerdings , daß schon 'im sechszehnten
Jahrhundert französische Müller in ihrem Lande den
Versuch machten , durch wiederholtes Aufschütten des
Getraides verschiedene Mehlsorten zu erhalten ; im
Jahr 1546 aber wurde diese in Vorschlag gebrachte
und an einigen Orten wirklich schon ausgeführte Me-
thode bey Strafe verboten. Dieses Verbot wurde im
Jahr 1658. von der Polizey erneuert 32). Als Ur-
sache des Verbots gab man die Schädlichkeit jenes
Verfahrens für die Gesundheit an. Aber vermuth»
lich lagen andere interessirte Absichten dabey zum
Grunde , wahrscheinlich, wie Herr Hofrath Beck?
mann erzählt 33), um folgende Betrügereyen zu ver?
hüten: Von ällem Mehl, welches nach P aris kam,
mußte damals eine starke Abgabe erlegt werden. Dies?
ser zu entgehen, ließen Wiele nicht Mehl, sondern
mehlreiche Kleye kommen, welche sie zu Paris mahls
ten und ausbeuteiten. Dadurch 'profitirten sie nicht
wenig. Nach aufgehobener Abgabe hörte auch dieser
öffentliche Betrug auf, der sonst wohl die mouture
economique früher zur Vollkommenheit gebracht ha-
ben würde,
Mehrere Müller übten damals demohngeachtet
diese Mahlmethode heimlich aus. Cs gab sogar teute,
welche ein Gewerbe daraus machten, die Kleye aufzu?
kaufen
32) Traite de la Police, par de /a Mare, Tom, 11,
P- 259.
33) I, Be>kmann/ 0% O9. S.55. Anmetk,