240 II Abtheil. Gesch. d. mechan. Bereitungen.
Thierhäuten behängt, als die mittäglichern schon wols
lene, baumwollene und leinene Kleider trugen.
6. 60.
Die Arbeit des Spinnens und Webens
selte eben keine große-Leibesstärke voraus; und .deßwes
gen hielten schon die alten: Hebräer sie für Män-
ner nicht anständig -geuug.“ Sie überließen sie den
Weibern, welche von- Natur mehr zum Siken und
zu stillern Beschäftigungen geneigt sind. - Wer erin-
nert sich hierbey: wohl: nicht der schönen Worte des
Salomo: “Ein tugendhaftes Weib dreht die Spin-
del, und geht gern mit Fla<s und Wolle um."
Auch bey Griechen und Nömern war die
Verfertigung der Zeuge den Weibern überlassen z
selbst die vornehmsien Damen beschäftigten sich eben
so gern damit, als unser heutiges Frauenzimmer mit :
Stricken und Sticken. Homer stellt uns in seiner '
Odyssee die Penelope, Kalypso und Circe dar,
wie sie auf ihrem Weberstuhle beschäftigt sind, Zeuge ?
zuzubereiten. Diese Gewohnheit dauerte in Athen
auch noh in den gesittetsten Zeiten fort. Wom römis-
schen Kayser August wissen wir, daß die Kleider,
welche er trug , gewöhnlich von seiner Gemahlin, '
oder von seinen Schwestern und Töchtern verfertigt :
waren.
Glücklich mußten die Zeiten seyn, wo eine solche
edle Einfalt selbst in den Beschäftigungen: der Großen
herrschte. Aber nach einigen Jahrhunderten war es
schon anders. Allmählig war jene: Einfalt in vers-
schwenderische Pracht verwandelt worden; und freye
Weiber hielten es nach und nach immer mehr unter
ihrer Würde , durch ihrer eigenen Hände Arbeit alle
Bedürfnisse der Kleidung zu bestreiten. Man legte
eine
k: