364 11. Abtheil. Gesch. d. mechan. Bereitungen.
wand oder Linnen genannt. - Die Pflanze führt den
Namen Flachs, sobald sie Bast bekömmt. Wenn
man bedenkt, durch wie viele Hände dieser Flachs
geht , ehe er nur zu Garn versponnen wird, wie man-
<er Operation er unterworfen ist, ehe die Fasern rein
und ohne eine unnüße Beymischung da liegen, so muß
man etstaunen, daß schon unsere ältesten Vorfahren
aus Flachs Leinwand und andere nüßliche Sachen
versertigen konnten.
Linnen gehört zuverlässig zu den allernothwenz-
digsten Bedürfnissen unserer Bekleidung; den Ges
brauch dieses Zeuges zu Bett- und Tischgeräthbschafse
ten, zu Vorhängen , Mobilien u. dergl. will ich hier
bey Seite sezen. Jeder Mensch vom Könige bis
zum Bettler trägt wenigstens ein Hemd von Leinwand.
Wie viel von diesem Zeuge hat also nicht jeder eins
zelne Mensch nöthig? wie viel befindet sich nicht das
von bey den ärmsten bis zu den reichsten Familien?
wie viel wird da zerrissen und wieder neu angeschafft?
Die Verfertigung des Linnens muß also auch sicherlich
zu den wichtigsten und ausgebreitetsten Gewerben des
Menschen gehören.
EG,“ "116.
Schade , daß uns auch der Name desjenigen
nicht einmal erhalten worden ist, welcher zuerst die
Kunst erfand, den Flachs zu Kleidungsstücken zuzu?
Gereiten. Wahrscheinlich naßm diese Kunst in Aegyp-
ten-ihren Ursprung: Schon zu "Moses Zeiten war
der Flachsbau in Aegypten beliebt; und keinesweges
verfertigte man bloß grobe, sondern größten Theils
sehr feine Sorten von Leinwand. Nach und nach
vervollkommneten die Alten ihre Flachgarbeiten, und
erlangten darin immer mehr Uebung. Rascher und
ims