2. Bereitung der Kleidung. 339
schon zeichneten sich die Leinenmanufakturen der Stadt
St. Gallen sehr rühmlich aus. In dem ungemein
guten Gewebe und in der schönen Appretur konnten sie
sich dreist den besten Manufakturen zur Seite stellet.
Den Eintritt dieser glücklichen Periode verdankte St.
Gallen dem unglücklichen Verfalle der Stadt C o-
stanz, die'ein Hauptsik- der vorzüglichsten einwand
manufakturen gewesen war. Als nämlich in dieser
Stadt die kirchlichen Unruhen ausbrachen , da zog
ein großer Theil der Manufakturisten aus ihr hinweg
und ließ sich in dem ruhigen St. Gallen nieder.
Hier wucherten sie mit ihrem Gewerbe reichlich , hier
machten sie viele einheimische Personen damit vertraut,
hier verbesserten sie die teinwandbereitung noc: be-
trächtlih. Es wurden auch gute Schauanstalten eins
geführt, um die Leinwand stets in gleicher Güte zu
erhalten z und so war es kein Wunder, wenn die
Manufakturen stets auf einer bedeutenden Stufe der
Bollkommenheit blieben. Heutiges Tages webt man
freylich nur wenig weiße ungeblümte Leinwand in der
Stadt, aber desto mehr bleicht und appretirt man.
Die Verfertigung der Sangletten (8S. 124.), welche
sonst den Webern zu St. Gallen eigenthümlich war,
ist in der Folge. auch in Böhmen und Sclesien
nachgemacht worden.
Die meisten und besten Leinwandmänufakturen
7 Frankreichs, aus welchen nicht bloß Batist, Li-
! non, Creas , Westenlinnen und andere feine Sorten,
T sondern auch Hauslinnen, Sacklinnen , Packlinnet
> und Segellinnen hervorgehen , sind in der ehemaligetz
1 Picardie, Normandie, im ehemaligen Br es
, tagne, Artois und Flandern. Das Alter diee
iE ser. Manufakturen verliert sich im dreyzehnten und
3. vierzehnten Jahrhundert. == In England ist die
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