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an Sachverständige, die über das gemeinsame Interesse ur-
theilen, sondern an Interessenten. Sie erscheinen nicht als
mit der Bahnverwaltung nach einem gemeinsamen Ziel stre-
bend, sondern mit auseinandergehenden, sich widerstreitenden
Interessen. Was übrigens seither von dieser Seite über diffe-
renzielle Berechnungen gesagt worden ist, ist in dem Sinn
geschehen, dass man den einmal bestehenden Ungleichheiten
möglichst schonend begegnen will. — Sonst wartet man der
Folgen der Vorgänge des Verstaatlichungswerkes in Preussen.
Im Allgemeinen ist es wohl die schwächste Seite der der-
zeit herrschenden politischen Strömungen, den Kampf um die
Einzelinteressen zu begünstigen und damit die Arbeit für die
Allgemeinheit, gemeinsame Regelungen zurückzuhalten. Auch
in dem Deutschen Handelstag machen sich dahingehende Be-
strebungen mehr und mehr breit. — Bei Interessenfragen ver-
wandelt sich die öffentliche Meinung leicht in Machtfragen.
Die Eigenthümlichkeit der Verhältnisse bringt es mit sich,
dass die grosse Mehrheit der kleinen Interessen bei Delegirten-
Versammlungen im Nachtheil ist. Wenn man die Stimmen
der Grossinteressenten, die naturgemäss schon vorwiegen,
noch schwerer wiegen lassen will, als nach dem Gewicht ihrer
Urtheile, so schwindet der Einfluss der Kleininteressenten gar
auf Null.
Was Roscher von Differenzialtarifen sagt, wird wohl nicht
zutreffen. „Veranlasst nicht selten“, sagt er, „durch das
Streben, die Preise möglichst genau nach den Selbstkosten zu
bemessen“. Umgekehrt ist es. Das Streben, die Preise, un-
abhängig von den Selbstkosten, möglichst hoch zu stellen,
damit bis an die äusserste Grenze der Möglichkeit zu gehen,
hat bei dem, im Verhältniss zur Leistungsfähigkeit geringen
Kostenaufwand bei dem Transport mittelst Dampfkraft, ein
Missverhältniss zwischen Kosten und Fahrpreis herbeigeführt,
das sehr bedeutende Preisermässigungen vortheilhaft werden