Full text: Die Kunst überhaupt und ihre Theilung in Künste (3. Theil, 1. Abschnitt)

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die Einbildungsfrast dem Verstande den Zwebegriff zuschiebt, der in 
einer harmonischen Naturerscheinung anklingt, dieser aber, weil kein be- 
stimmter Zwebegriff gedacht werden kann, ihn der Einbildungsfraft 
zurückschiebt, so läßt Schiller den ganzen Dualismus von Geist und Natur 
im Schönen, das zugleich sinnlich und unsinnlich, zufällig und nothwendig 
ist, si auflösen. Aber für diese Höhe genügt der Begriff des Spiels 
nicht mehr. Das Spiel erzeugt den oben dargestellten Schein, aber es 
erzeugt nicht den reinen Schein, d. h, es stellt dar, was nicht da ist, 
indem es den yom Durchschnitt getrennten Aufriß der Erscheinungen 
nachahmt, aber es tilgt in der nac<hgeahmten Gestalt nicht die Mängel 
des Naturschönen, es fehlt ihm die Jdealität. Daher täuscht der Spie- 
lende zwar nicht sich selbst, aber er erfreut si< daran , den Zuschauer in 
die gemeine Täuschung zu versegen, als wäre die Sache selbst da, nicht be- 
zweit er den „aufrichtigen“ Schein des Schönen, der „weder Realität 
vertreten will, noc< von derselben vertreten zu werden braucht.“ Kein 
Sprachgebrauch berechtigt dazu, jene erhabene Illusion, welche nicht 
Realität lügt und doch die Wahrheit aller Realität ins Gemüth senkt, 
unter. den Begriff des Spiels da zu befaßen, wo es auf wissenschaftlich 
genaue Bestimmung ankommt, 
S. 516, 
Die Fertigkeit in der Beherrschung des Materials, welche durch das 
Handwerk und das Spiel erworben wird, gibt sich zuersi in einzelnen Grund- 
säßen Nechenschaft von den Geseßen des Naturstoffs und seiner Behandlung, 
welche sich, indem von anderer Seite der reine Erkenntnißtrieb diese Gebiete 
betritt, allmählih zu Wissenschaften erweitern, die nun ebenfalls der 
künstlerischen Technik als Vorarbeit und Hülfsmittel zu dienen bestimmt sind. 
Auch das Spiel muß als Ausgangspunct eines Bewußtseins über 
technis<e Regeln aufgeführt werden, denn, anfangs rein willführlich, 
ordnet und organisirt es sich mit der Zeit: das verschönernde verbindet 
sich mit dem Handwerk und es entstehen höhere, feinere Gewerke, die 
natürli< ihre Regeln haben; das subjectiv nachahmende bildet sich als 
Tanz, Mimik u. s. w. einen Rhythmus, ein Geseg, das objectiv nach- 
ahmende macht Erfahrungen über Material, Werkzeug und seine Hand- : 
habung, worin es natürlich auch vom Handwerk lernt, Zugleich ist aber | 
der Erkenntnißtrieb in seinem eigenen Interesse thätig, die Natur der ' 
Dinge und die Gesege der menschlichen Thätigkeit zu erforschen, und auf | 
diesen verschiedenen Wegen entstehen die Wissenschaften, welche nachher 
Bedingungen der künstlerischen Technif werden, Natürlich arbeitet übrigens 
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