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die Einbildungsfrast dem Verstande den Zwebegriff zuschiebt, der in
einer harmonischen Naturerscheinung anklingt, dieser aber, weil kein be-
stimmter Zwebegriff gedacht werden kann, ihn der Einbildungsfraft
zurückschiebt, so läßt Schiller den ganzen Dualismus von Geist und Natur
im Schönen, das zugleich sinnlich und unsinnlich, zufällig und nothwendig
ist, si auflösen. Aber für diese Höhe genügt der Begriff des Spiels
nicht mehr. Das Spiel erzeugt den oben dargestellten Schein, aber es
erzeugt nicht den reinen Schein, d. h, es stellt dar, was nicht da ist,
indem es den yom Durchschnitt getrennten Aufriß der Erscheinungen
nachahmt, aber es tilgt in der nac<hgeahmten Gestalt nicht die Mängel
des Naturschönen, es fehlt ihm die Jdealität. Daher täuscht der Spie-
lende zwar nicht sich selbst, aber er erfreut si< daran , den Zuschauer in
die gemeine Täuschung zu versegen, als wäre die Sache selbst da, nicht be-
zweit er den „aufrichtigen“ Schein des Schönen, der „weder Realität
vertreten will, noc< von derselben vertreten zu werden braucht.“ Kein
Sprachgebrauch berechtigt dazu, jene erhabene Illusion, welche nicht
Realität lügt und doch die Wahrheit aller Realität ins Gemüth senkt,
unter. den Begriff des Spiels da zu befaßen, wo es auf wissenschaftlich
genaue Bestimmung ankommt,
S. 516,
Die Fertigkeit in der Beherrschung des Materials, welche durch das
Handwerk und das Spiel erworben wird, gibt sich zuersi in einzelnen Grund-
säßen Nechenschaft von den Geseßen des Naturstoffs und seiner Behandlung,
welche sich, indem von anderer Seite der reine Erkenntnißtrieb diese Gebiete
betritt, allmählih zu Wissenschaften erweitern, die nun ebenfalls der
künstlerischen Technik als Vorarbeit und Hülfsmittel zu dienen bestimmt sind.
Auch das Spiel muß als Ausgangspunct eines Bewußtseins über
technis<e Regeln aufgeführt werden, denn, anfangs rein willführlich,
ordnet und organisirt es sich mit der Zeit: das verschönernde verbindet
sich mit dem Handwerk und es entstehen höhere, feinere Gewerke, die
natürli< ihre Regeln haben; das subjectiv nachahmende bildet sich als
Tanz, Mimik u. s. w. einen Rhythmus, ein Geseg, das objectiv nach-
ahmende macht Erfahrungen über Material, Werkzeug und seine Hand- :
habung, worin es natürlich auch vom Handwerk lernt, Zugleich ist aber |
der Erkenntnißtrieb in seinem eigenen Interesse thätig, die Natur der '
Dinge und die Gesege der menschlichen Thätigkeit zu erforschen, und auf |
diesen verschiedenen Wegen entstehen die Wissenschaften, welche nachher
Bedingungen der künstlerischen Technif werden, Natürlich arbeitet übrigens
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