umwilsführlich zur Dressur werden. Sieht man davon ab oder läugnet
man es und sagt, da die Lehrer selbst Künstler seien, so wirken sie ja
persönlich wie der Meister in jener familiären Erziehungsform, so geräth
man auf die neue Schwierigkeit, daß, da für die verschiedenen Zweige
des Unterrichts verschiedene Lehrer angestellt sind, jene Einheit des Geistes
verschwinden muß, die auf die Lehrlinge eines Meisters zwar einerseits
sesselnd wirkt, aus der sie sich aber, wenn der eigene Geist die Flügel
regt, auch leichter emanzipiren, eben weil es Ein erkennbarer Typus ist,
gegen den der erwachte freie Geist sich in klare und einfache Opposition
stellen kann. Geschichtlich aber hat sich dieß weitere Uebel der Verschie-
denheit des Geistes im Unterricht verschiedener Lehrer in das andere verkehrt,
daß eine lange Zeit hindurch der eingewurzelte Geist der Abstraction auch
den geistig freien Theil der Technik schlechthin unter den Begriff des exact
Lehrbaren subsumirte und Alles, selbst die Composition, in däs steife Maaß
der conventionellen Regel gespannt wurde, worin denn dem Geiste der
Zeit gemäß die verschiedenen Lehrer so übereinstimmten, daß sie alle nach
Einem Rezept Anweisung gaben. Nachdem nun der Mechanismus, der
zunächst den Akademien an sic) nur nahe liegt, historisch sich ausgebildet
hatte, drang er auch in der Weise in ven Unterricht ein, daß der ver-
nünftige Grundsatz der längeren Wiederholung einer und derselben Uebung
bis zur Abstumpfung übertrieben wurde: ewiges Copiren, ewiges Actzeich-
nen u. s,. w. gab statt der Sicherheit, welche ein richtiges Maaß fortgesebter
Uebung verleiht, der Anschauung und der Phantasie den Tod. Man
betrachte 3. B. die Concurrenzarbeiten , wie sie in der Akademie S, Luca zu
Rom seit Jahrhunderten gesammelt sind: überall Sicherheit der Faust,
aber durchgängig auch ein todtenhafter, Präparaten-artiger , Schablonen-
mäßiger Charakter des Gemachten. Nun ist es allerdings die Zeit der
Herrschaft ver Manier, in die uns unsere Erörterung geführt hat, allein
es waren namentlich eben die Akavemieen , welche diese Sc<ulmeisterung
der Natur durch die selbstgefällige Geschi>lichkeit des Subjects, die stehen-
den Griffe und Pfiffe, die obligaten Effecte, das Hinrücken der Gegenstände
in einen verfünstelten Beleuchtungsstandpunct, das Renommiren mit
wunderbaren Stellungen, Verkürzungen, Licht - und Schatten - Contrasien,
die repoussoirs, die Charlatanerie der Composition, die gele>te Süßigkeit und
die eisenfresserische Gewaltsamkeit der Auffassung genährt haben, und eben-
dieß lag ihnen ihrem Wesen gemäß nahe. Wenn wir nun behaupten,
daß in der akademischen Einrichtung an sich diese Gefahr liegt und sie
doch für unentbehrlich und nüglich erklären, so müssen wir die Mittel
suchen, wodurch der Gefahr gesteuert wird. Davon im nächsten 8. Zuvor
ist nur no< auf das Concurrenzwesen hinzuweisen, welches hier nicht, wie
S. 907, 2. als Förderungsmittel der Kunst dur< Anspornung reifer Künstler,
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