110
suchte und. an den stehenden Theatern Schauspielerschulen errichtete, welche
in den nöthigen Vorkenntnissen und Vorübungen Unterricht ertheilen. Dem
höheren, ästhetischen Theile der Schauspielerbildung hat man durch die
Einführung angestellter Dramaturgen eine disciplinirte Form zu geben
versucht; ein solcher Versuch wird jedoch an dem natürlichen Widerwillen,
sich von einem Andern, als einem bewährten Fachgenossen, belehren
zu lassen, immer scheitern; E>hofs, Schröders Theater - Akademieen
konnten sich freilich gegen die Trägheit, den Eigensinn und die Empfind-
lichfeit der Schauspieler auch nicht halten und es käme darauf an, einem
bestimmter geregelten Unterricht bedeutender Künstler und Schauspieldirectoren
durch geseßliche Einrichtung festen Halt zu geben, ohne das Freie in der
Form solcher Akademieen zu zerstören.
CG. 523.
Die Aufgabe ist, durch Verbindung des Zweckmäßigen in beiden Erzie-
hungsformen ein Drittes , den Bedingungen der Zeit und den Forderungen der
wahren Kunst Entsprechendes zu bilden,
Da die akademische Einrichtung unentbehrlich ist, so handelt es sich
zunächst yon der Methode des Unterrichts in derselben, und zwar insbe-
sondere in den Zweigen, wo die Technik sih unzweifelhaft mit dem
freien ästhetischen Gefühle verbindet : Zeichnen nach der Antike, nach dem
lebendigen Modell, Farbenbehandlung, Modelliren und namentlich eigenes
Entwerfen, Componiren (in den Elementen des Zeichnens hat Dupuis
die naturgemäße Methode eingeführt, Vergl, Leibniz Ueber die Einführung
der Dupuis'shen Methode u. s. w.) Es kommt darauf an, daß man
den Schüler anregend leite, ohne den Geist der gesunden Natur - An-
shauung und das Leben der Phantasie, das in ihm vorausgesett ist, zu
erdrüden. Man lehre ihn selbst sehen und selbst (künstlerisch, d. h.
in Formen) denken, Zu beherzigen ist namentlich, was Rumohr (a. a. O.
B. 1. S. 69. 70) räth: neben strengen anatomischen Studien solle der
Lehrling in schneller und allseitiger Auffassung und Nachbildung zufälliger,
frei gewählter Stellungen des Modells geübt werden. Noc< mehr natür-
lim müßte von dem freien Acte des Entwerfens und Componirens alles
Conventionelle in der Leitung fern gehalten werden. Nun kann eine
geistvoll freie Methode , wie sie hier angedeutet ist, natürlich nur von be-
deutenden Meistern ausgehen, in welchen nicht der Beamte den Künstler
unterdrückt , d. h. welche zu ihren Schülern in dem persönlich freien Ver-
hältniß stehen, wie in der familiären Erziehungsform, nur daß das engere,
häuslihe Zusammensein, wie es in naiven Zeiten Statt fand, natürlich