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dieser in seinen Styl nur um so tiefer eingefühlt und eingelebt, als er
endlich berufen wurde, das moderne Jdeal in der Dichtkunst hinzustellen z
von anderer Seite aber ruht dieses Jdeal wesentlich auf dem Auftlärungs-
prinzip, das von England nach Frankreich , dann nac< Deutschland ge-
drungen ist, von wo es als Revolutionssiyl der Poesie (und Philosophie)
wieder in alle Lande g'eng. Dieses Ueberwachsen eines Styls über die
Kluft ver Völker ist jedoch nicht mit dem Universalisömus zu verwech-
sein, der ohne eigenen Styl die verschiedensten ausländischen Kunstfor-
men sich aneignet; dieser tritt nur in einer Zeit ein, wo der große Styl
sc<on verfallen ist. =- Uebrigens sagt der 8. neben dem Styl auch
von der Manier aus, daß sie zu der allgemeinen Bedeutung, ganze
Zeitalter zu <araklter siren, sich erwetere, Dieß geschieht in den Zeit-
räumen, wo ein Idealsiyl verblüht und ein neuer noc< nicht gestaltet ist,
Von Berninis Manier ist schon erwähnt, daß und warum sie sich diese
Bedeutung erworben hatz die Malerei der Manieristen ist von Italien
in alle gebildeten Länder Europas gedrungen, ebenso später die sinnen-
reizende italienische Musikmanier u. s. w.
Der Styl in seinen allgemeinen Entwiklungsstufen,
6. 531
Die Anerkennung des unreifen Styls (und der Manier) in 8. 529, 3.
führt zu einer weiteren Bedeutung dieses Begriffs. Wie nämlich der individuelle
Styl seine Entwicklungsstufen hat, so isi auc) der Styl der Weltalter der
Phantasie von einem Bildungs = Geseße beherrscht, gemäß welchem er in jeder
Hauptperiode zuerst als strenger und harter(theilweise typischer, vergl. 5. 430, 3.
und hieratisch gebundener), dann als hoher oder erhaben schöner, endlich als
einfach schöner, reizender und rührender, zugleich an die Grenze. der
ästhetischen Uaturtreue fortgehender Styl auftritt; die leßte Form geht unauf-
haltsam in falschen Reiz und Effect, prachliebenden Dienst des Luxus, Naturalismus
und FMManier über,
Dieser neue Stylbegriff ist durch den Satz in dem angeführten 5, und
die ihn erläuternden Bemerkungen- vorbereitet, welche neben dem reifen
Styl auch dem unreifen und der Manier eine objective historische Bedeutung
zulegen. Es entstcht so eine Reihe, die sich von selbst zu einem bestimm-
teren Bilde gestaltet, als dessen Hintergrund jenes Entwiklungsgesetz sich
erkennen läßt, das zuerst Winkelmann (Gesch, d. Kunst d,. Alterth; B, 111
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