Full text: Die Kunst überhaupt und ihre Theilung in Künste (3. Theil, 1. Abschnitt)

unendlich und sein wahrer Sinn, daß es sich an die Menschheit wendet, 
weil in ihm selbst das Ganze dex-Menschheit ers<heint. Der Erzeuger 
des Phantasiebildes ist daher, solang er es no< nicht aus dem Innern 
entlassen und mitgetheilt. hat, ein Schuldner, die Menschheit sein Gläubiger. 
Diese der Zahl nac< unbestimmte Vielheit yon Subjecten, für welche das 
Phantasiebild erscheinen soll, begreift sowohl jene Wenigen in sich, die 
gleich dem Urheber dieses Bildes die Gabe der Phantasie im engeren, 
productiven Sinne besißen, als auch die Masse derjenigen, in welchen die 
Phantasie sich nicht zur freien Thätigkeit zusammenfaßt, sondern im All- 
gemeinen auf den Stufen der bloßen Empfänglichkeit , Fähigkeit der Auf= 
nahme stehen bleibt, Der zweite Abschnitt des zweiten Theils hat diese 
zwei Formen als die allgemeine und besondere Phantasie unter- 
schieden , ex hat gezeigt, wie weit die allgemeine, stumpfer ausgebildete, 
der besondern in der Reihe ihrer klar sich scheidenden Acte zu folgen im 
Stande ist. Wir haben gesehen, wie jene zurückbleibt yon da an, wo 
die eigentlich idealbildende Thätigkeit beginnt (8. 392-399), d, h. wie 
ste der besondern Phantasie auf diese schöpferische Stufe nur im Sinn 
eines massenhaften , unfreien, eine scheinbare neue Stoffwelt erzeugenden 
Instincts folgt (8. 416), wie sie daher auf die besondere Phantasie 
wartet (8. 417), um aus ihrer Hand ihr eigenes Werk zur freien 
Schönheit umgebildet zurüczuerhalten. Diese Mittheilung der besondern 
Phantasie an die allgemeine mußte in 5. 419 wirklich bereits voraus- 
gesezt werden. Das phantasiebegabte Subject soll also nun sein Bild 
aufshließen für Alle, und unter diesen befinden sih, wie vorhin gesagt 
ist, allerdings auch Solche , die selbst der besondern Phantasie theilhaftig 
sind, also selbst mittheilen können. An diesem Verhältniß beschäftigt uns 
jedoch hier die leßtere Seite, das Darstellen des Künstlers für Künstler, 
nichtz denn die Künstler, welche das Werk eines Künstlers genießen, lernen 
daraus für ihre Thätigkeit, und diese ist für sie ebenso eine Schuld gegen 
die Masse, die nur empfangen kann, wie für jenen Künstler, yon dem 
sie lexnen, also gehören sie im vorliegenden Zusammenhang eben zu der 
Seite, auf welcher das Subject steht, von dem wir aussagen, daß eine 
Verpflichtung der besondern Phantasie gegen die allgemeine auf ihm ruhez 
diese Seite gehört also in einen andern Zusammenhang, und zwar in den, 
wo von der Schule die Rede seyn wird. Es soll sich nun wirklich jene 
Aristokratie aufheben, welche in dem Gegensatze der besondern und allge- 
meinen Phantasie liegt. Der Genius gehört derselben Menschheit an, 
wie die des Schaffens unfähige Massez was in dieser so ausgebreitet ist, 
daß auf den Einzelnen wenig kommt, ist in ihm gesammelt und zur 
Energie des Könnens zusammengeschlossen, daher bedürfen beide einander, 
wie Mann und Weib odex Sohn und Mutter, Die Masse will und soll
	        
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