Full text: Die Kunst überhaupt und ihre Theilung in Künste (3. Theil, 1. Abschnitt)

mitten in der wirklichen Anschauung, greiflih nahe wird er ihm ferne, 
es- schiebt sich sichtbar unsichtbar zwischen ihn und den Anschauenden ein 
geistiges Bild: dieß ist das Bild, das ver schaffende Genius in der 'Seele 
trug, an ein Material heftete, und das sich nun im Anschauen auflebend, 
aufthauend von diesem Material ablöst. Trefflich hat dieß Ans. 
Feuerbach dargestellt in s. vatic. Apollo S. 294 ff. Er erinnert an 
jenen Herfüles Epitrapezius des Lysippus, der, einen Fuß groß, nach 
dem Zeugniß der Alten im Anbli> zum riesigen Halbgott emporquoll : 
„in dämmernde Nebelferne war das rein Sinnliche des Bildes entrückt 
und wurde von da als ein großes Phantasiegebilde reflectirt, das nun 
auch die sachliche: Form in einem ganz andern, doch ihrem wahren Lichte 
erscheinen ließ, == = es war ein Hier und eine Ferne, in einem und 
demselben Momente ein stetes Daseyn und Entweichen.“ So nennt er 
den ruhigen Jupiterkopf des Phidias eine geschlossene Knospe, „bis in 
der Dauer des Beschauens, in der steigenden Wärme der Einbildungs- 
fraft die Hülle durchbrochen ward und nun eine ganze Welt, in welcher 
selbst die Thaten und Schisale des Gottes ihre Stelle finden, dem 
staunenden Blie aufgeht.“ Die vielen Epigramme auf griechische Kunsi- 
werke rühmen fast durchgängig den täuschenden Schein der Lebendigkeit, 
sprechen aber ebentamit aus, wie der Künstler dem Zuschauer durc< das 
Vehikel des bearbeiteten Stoffs sein inneres Bild in die Seele schiebt. 
2 Im Begriffe des Subjectiv -Objectiven . ist nun das Wesen der 
Kunst ausgespro<en, wie sie vom Naturschönen die Objectivität ohne 
jene Mängel, die insgesammt daraus fließen, daß es nicht als solches 
von einem Willen gesegt ist, von der Phantasie die Subjectivität auf- 
nimmt ohne den Mangel der nac< außen verschlossenen Innerlichkeit, und 
wie sie diese zwei Bestimmungen, die sich im zweiten Theil des Systems 
getrennt gegenüberstanden, in Ein Ganzes vereinigt. Entwielt ist jedoch 
hiemit der Begriff der Kunst noc< nicht, und weil wir die Thätigkeit 
noch nicht kennen, die jenes Ganze schafft, auch der Name noc< nicht 
aufgestellt, 
S. 490, 
Zum Träger ihres Bildes bedarf die Phantasie eines Materials, welches, 
obwohl nicht an sich, doch in diesem Verhältniß roher und todter Stoff ist, denn 
nur ein solcher läßt passiv die reine Form an sich darstellen. 
Jenes Object (8. 489) kaun nur entstehen dadurch, daß das 
Subject, welches das innere Bild erzeugt hat und es mitzutheilen sich 
gedrungen fühlt, zu einem sinnlichen Stoffe greift, an den jenes Bild 
1?
	        
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