Full text: Die Kunst überhaupt und ihre Theilung in Künste (3. Theil, 1. Abschnitt)

19 
als in unbewegter und stummer (tableaux vivants, Kellersche Bilder) : 
vollständig ist sie aber auch dort nicht, Dex lebendige Stoff drückt, dieß 
also ist unser Hauptsag, etwas für si< aus, aber etwas Anderes, als 
was er in diesem Zusammenhang soll. Dieser fremde Ausdruck ist 
aber nicht nur darum störend, weil er nicht in den Zusammenhang gehört, 
sondern nog mehr darum, weil er der Ausdruc eines blos Naturschönen 
ist. Ist auch ein Naturschönes ausgewählt worden, das, so weit nur 
immer möglich ist, vem darzustellenden Bilde entspricht, so ist es do<h auch 
in den Theilen, worin es entspricht, mit allen Mängeln des Naturschönen 
behaftet. Als sol<es wirkt es aber auch stoffartig (vergl. 5. 381, 1.)z 
bei wirklichen Stücken einer Landschast, bei lebendigen Thieren, die im 
Theater auftreten, ist diese pathologische Beziehung, obwohl vorhanden, 
weniger fühlbar, als gegenüber der wirklichen Menschengestalt, namentlich 
der weiblichen z die Ausführung der Weiberrollen durch Knaben auf der 
antiken und auf der älteren Schaubühne der neueren Zeit war daher 
ästhetisch besser begründet, als man gewöhnlich annimmt: das Urtheil des 
männlichen Publikums wurde durch kein geschlehtlihes Interesse getrübt 
(vergl. Ed. Devrient Gesch. d. deutsch. Sc<hauspielerkunst B. 1, S, 259). 
== Wir werden seines Orts die wichtigen Folgerungen aus diesen Sägen 
zichenz es gründet sich auf sie eine besondere Nebenabtheilung in der 
Lehre von den Künsten, in welcher, troß ihrer übrigens hohen Bedeutung, 
auch die Schauspielkunst ihren Ort einzunehmen hat, 
Ss. 491. 
An diesem Stoffe muß, damit er zum Träger (5, 490) umgebildet werde, 
eine Thätigkeit ausgeübt werden, welche als Vollstreckung des Phantasiebildes 
die doppelte Natur hat, daß sie nur die andere ,. in ihr als Anlage, Ansaß 
shon enthaltene Seite der Phantasiethätigkeit, ebensosehr aber ein wesentlich 
Venues ist. Denn sie muß den Stoff durch Stoff, also sinnlich bewältigen und 
seßt daher ein besonderes Vermögen und eine besondere Uebung voraus, ein 
Können: Kunst. 
Was die Technik des Künstlers ausführt, ist im innern Bilde schon 
mitgeseßt; wir erinnern uns, daß die Phantasie (shon als Einbildungs- 
sraft) eine innerlich gesezte Sinnlichkeit ist (8. 387, 2.)3 der Baufkünstler 
baut, der Bildhauer modellirt, der Maler malt, der Musiker componirt 
innerlich, ehe er es äußerlich thut, der Dichter führt geistig bewegte Bilder- 
züge in seinem Innern vorüber und ihm klingt zugleich der Rhythmus 
der Sprache mit an, in dem er sie seinen Hörern mittheilen' will. Die 
wirkliche Ausführang erscheint nun nur als ein weiterey Schritt derselben
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.