Full text: Die Kunst überhaupt und ihre Theilung in Künste (3. Theil, 1. Abschnitt)

1. 
Einzeltheile des Kunstwerks bezogen (und so ist es gemeint), fein Iveal 
der Vollkommenheit, sondern eine Unmöglichkeit, Die Kunst ist kein 
mechanisches Abschreiben einer innerlich fertigen Reinschrisft. Hätte aber 
je irgend ein Künstler einmal sein Bild im Innern so vollendet, daß 
die Ausführung nur ein Abklatsch desselben wäre, so hätte er die Mög- 
sichfeit dieser innern Vollendung dadurch erreicht, daß er sein inneres 
Bilden durch lange Uebung des wirklichen äußern bis zu dieser Sicherheit 
gesteigert hätte, und so tritt das behauptete Verhältniß, nur in eine 
frühere Zeit zurückgeschoben , wieder ein. Die Art, wie Schleiermacher 
das sittlichpraktische vom ästhetischen Gebiet unterscheidet, ist daher nicht 
die richtige 3 wie er in der Kunst das Werk zu niedrig schätt, so in jenem 
Gebiete die Gesinnung und Absicht, Der Unterschied liegt anderswo, 
wir haben ihn auseinandergesept in der Lehre vom Verhältniß des 
Schönen zum Guten, 58. 22--24 und 8. 56-60. 
Das Wort Kunst fassen wir vorerst unbefangen in der ästhetischen 
Bedeutung. Daß es jedes Vermögen, schwere Stoffe zu besiegen, und 
dessen Uebung bezeichnet, dieß wird uns erst interessiren, wenn wir die 
technische Frage bestimmter in unsere Untersuchung hereinziehen , als dieß 
hier bei ihrer ersten Einführung der Fall ist. 
S. 492. 
Die Phantasie sieht sich so in einer völlig neuen Stellung drei verschie- 
denen Anforderungen gegenüber: der Auforderung des Zuschauers, des auf's 
UVeue hervortretenden Uaturschönen und des Materials, das bearbeitet werden 
soll. In dieser Stellung ist sie genöthigt, auf ihr inneres Bild in dem Momente, 
da es zur Darstellung kommen soll, mit einer neuen Besinnung (vergl. 8. 397) 
zurückzusehen, und sie erkennt es, gemessen an der neuen Aufgabe, als ungenügend, 
unreif. Die ganze Bewegung der ausführenden Thätigkeit geht von diesem 
Punct aus an der Linie jener drei Bedingungen fort. 
Hiex also ritt heraus, was die Anm, zum vorh, 8. schon vorbereitet 
hat? die Kunst ist so wenig im Junern beschloßen, daß vielmehr gerade 
der Ruck, der Stoß, den im Augenblicke des Uebergangs zur Thätigkeit 
die Hinderniße dem Künstler versezen, selbst erst das innere Bild zur 
Reife bringt. Es ist eine Erschütterung, ein Sc<ülteln, das ihn stußbig 
macht und ihn zur Prüfung seines innern Erzeugnißes nöthigtz es- ist 
ein Examen, das ihm aufde>t, was ihm noch fehlt. Das innere 
Bild ist unter dem Begriff des Ideals in 8. 398, 399. shon als voll- 
fommen Schönes bestimmt; allein in den Worten: „zunächst innern 
Bildes (8, 398) ist angedeutet, vorerst, daß dieß blos inuerliche Leben
	        
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