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unwährscheinliche Verdacht hinzutritt, daß Othello verbötenen Umgang mit
seinem Weibe gehabt habe,
2. Zu wenig: dieß hat dieselbe doppelte Bedeutung: es fehlt
entweder im Wesentli<en, die Grund - Idee ist nicht ausgedrüct, oder
sie ist in den Theilen des Ganzen - nicht erschöpfend ausgedrüct. Das
Erstere ist der Fall, wenn es einem Kunstwerk an dem lekten Lichtpuncte
fehlt, der die Seele ves Ganzen zu Tage bringen sollte, wenn die
innerste Absicht wie mit einem Schleier bedec>t istz ein sol<er Mangel
wird au gewissen Hauptstellen , wie im Porträt an Auge und Mund am
empfindlichsten gefühlt werden, und was in diesem Bei'piel die lekten
trefsenden Lichter und Schatten sind, das kann im historischen Bild, im -Mo
Roman, Drama eine ganze Figur, Scene seyn, womit der Künstler in Einh
der Schuld geblieben istz der Fehler wird sich aber ebensosehr durch das wen?
Ganze hindurchziehen als eine Undurchsichtigkeit, ein Mangel an Retief, Ruh:
an sc<lagendem Durchbru<ßh der Bedeutung in allen Hauptstellen. ästhe
Solhe Werke beunruhigen dann, wie wenn man eine verwischte
Scrift bey schlechtem Lichte lesen soll. Es kann aber auch, und dieß
ist der andere Fall, alles Nothwendige da und doch das Ganze dürftig
sein. Ein dramatischer Dichter gibt z. B. holzschnittartig die Grundzüge
einer Leidenschaft, aber nicht ihren vollen Strom, nicht ihre Beredisamfeit,
Sophistik , Bilderfülle, oder er spricht ein Moment des Ganzen aus
durch Eine Figur, Ein Ereigniß, Eine Handlung, wo der reiche Dichter,
ohne darum in das Zuviel zu gerathen , dasselbe Moment in mehreren
Tönen, Scattirungen, durch mehrere Personen, Scenen giebt. So
entfaltet Schillers Wilhelm Tell das revolutionäre Element in
den verschiedenen Formen der jugendlichen Leidenschaft, der besonnenen
Berathung, der einsilbigen Entschlossenheit u. s. w. Cs führt übrigens
dieser Punct auf ein 'anderweitiges Compositionsgeset , welches
in der weiteren Entwicklung zu erörtern ist, Hier ist nur noh allgemein
auszusprechen, daß alle äc<te Kunst nicht dünn und spärlich, sondern voll
und üppig quillt, nicht aus Einer, sondern vielen Röhren sprudelt und
mehr vor dem Zuviel als dem zu Weniz sich zu hüten hat.
3. Daß die Thätigkeit, wodurch dieses obersie Compositionsgeseß
erfüllt wird, gleichzeitig ein wiederaufgenommenes Schaffen und ein
fritisches Messen sein muß, diese Forderung begründet für das Begreifen
des vorliegenden Actes keine neue Schwier'gkeit. Wenn sc<hon die
Erzeugung des innern Zdeals eine Einheit von Begeisterung und
Besonnenheit ist, so erleichtert in der Ausführung der Skizze die nun
vor dem äußern. Sinn sich ausbreitende Form das Zusammenwirken der