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' Diese ordnende Thätigkeit deckt nothwendig zugleich den weitern Mangel
auf, daß es dem Einzelnen des innerlich entworfenen Ganzen an der sirengen
Sonderung fehlt, auf welcher die wahre Einheit ruht: ein unbestimmtes
Ineinanderlaufen, worin. theils das Einzelne überhaupt noch nicht seinen rechten
Ort einnimmt, theils das richtig Aufgestellte nicht, wie es sol, voneinander
absticht. Hier tritt das Compositionsgeseß der Scheidung ein, welchem ebenfalls
durch einen Act des Messens genügt wird, der zugleich ein erweitertes Schaffen
2 ift. Dasselbe verlangt überhaupt ein klares Auseinanderrücken und Augseinander-
halten, bestimmter die gegenseitige Hebung der Einzelbilder durch den Contrast
sowohl des Unterschieds, als auch des Gegensaßes.
1.. Die Bestimmung des Werthverhältnißes der Theile ist natürlich
nicht möglich, wenn diese nicht s<harf und klar sich voneinander abheben ;
also ist in dem zulegt aufgeführten Compositionsgeseize das nun auftretende
vorausgesekzt.. Solche Voraussegungen sind aber unvermeidlich, und so
hier: nur wenn. die scheidende Thätigkeit an der gegenwärtigen Stelle
eingeführt wird , ist der organische Fortgang der Begriffe möglich, der
uns von da weiter zu den leßten und höchsten Compositionsgeseten zu
führen hat... = Indem nun die Composition zunächst als ein Scheiden
auftritt, wäre sie auf diesem Puncte eigentlich D if yosition zu nennen,
Das innere Bild kann der nunmehr aufgestellien Forderung unmöglich
genügen: denn versegt in den innern Bildersaal des Geistes wird die
Erscheinung in jenen Wurf und Hauch der Allgemeinheit gezogen, den
der Geist allen seinen blos innern Gebilden gibt: die Grenzen der Theile
oder Glieder verschwimmen. So können wir von einem Angesicht eine
den Grund<harakter desselben ganz bestimmt festhaltende innere Vorsiellung
haben, ohne: daß wir doch die Farbe des Auges, die Zeichnung der Nase,
Lippen anzugeben wüßten ; die Wirkung, die dadurch entsteht, daß diese
Theile durc< diese Farbe, Gestalt, Licht und Schatten sich so. und . so
voneinander abheben, ist uns gegenwärtig, aber die Ursachen verschweben
ins Unbestimmte, Geht man mehr ins Große, so ist der Mangel ein
no< gröberer:. das innere Bild einer Landschaft, einer Scene, worin
Menschen handeln, einer Tonmasse,. worin, eine Empfindung ihre
verschiedenen Momente entfaltet, wird bei näherer Prüfung sich nicht nur
in dem Sinne als unverarbeitet zeigen, daß das Einzelne, imeinander
zerfließt, sondern daß ganze Theile einen unpassenden Ort einnehmen z
da muß jener Fels herüber zu diesem Baum, mit dem er einen schönen
Contrast bildet, während ex sonst nur stört, jene Figuren müßen