Full text: Die Kunst überhaupt und ihre Theilung in Künste (3. Theil, 1. Abschnitt)

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S. 498, 
' Diese ordnende Thätigkeit deckt nothwendig zugleich den weitern Mangel 
auf, daß es dem Einzelnen des innerlich entworfenen Ganzen an der sirengen 
Sonderung fehlt, auf welcher die wahre Einheit ruht: ein unbestimmtes 
Ineinanderlaufen, worin. theils das Einzelne überhaupt noch nicht seinen rechten 
Ort einnimmt, theils das richtig Aufgestellte nicht, wie es sol, voneinander 
absticht. Hier tritt das Compositionsgeseß der Scheidung ein, welchem ebenfalls 
durch einen Act des Messens genügt wird, der zugleich ein erweitertes Schaffen 
2 ift. Dasselbe verlangt überhaupt ein klares Auseinanderrücken und Augseinander- 
halten, bestimmter die gegenseitige Hebung der Einzelbilder durch den Contrast 
sowohl des Unterschieds, als auch des Gegensaßes. 
1.. Die Bestimmung des Werthverhältnißes der Theile ist natürlich 
nicht möglich, wenn diese nicht s<harf und klar sich voneinander abheben ; 
also ist in dem zulegt aufgeführten Compositionsgeseize das nun auftretende 
vorausgesekzt.. Solche Voraussegungen sind aber unvermeidlich, und so 
hier: nur wenn. die scheidende Thätigkeit an der gegenwärtigen Stelle 
eingeführt wird , ist der organische Fortgang der Begriffe möglich, der 
uns von da weiter zu den leßten und höchsten Compositionsgeseten zu 
führen hat... = Indem nun die Composition zunächst als ein Scheiden 
auftritt, wäre sie auf diesem Puncte eigentlich D if yosition zu nennen, 
Das innere Bild kann der nunmehr aufgestellien Forderung unmöglich 
genügen: denn versegt in den innern Bildersaal des Geistes wird die 
Erscheinung in jenen Wurf und Hauch der Allgemeinheit gezogen, den 
der Geist allen seinen blos innern Gebilden gibt: die Grenzen der Theile 
oder Glieder verschwimmen. So können wir von einem Angesicht eine 
den Grund<harakter desselben ganz bestimmt festhaltende innere Vorsiellung 
haben, ohne: daß wir doch die Farbe des Auges, die Zeichnung der Nase, 
Lippen anzugeben wüßten ; die Wirkung, die dadurch entsteht, daß diese 
Theile durc< diese Farbe, Gestalt, Licht und Schatten sich so. und . so 
voneinander abheben, ist uns gegenwärtig, aber die Ursachen verschweben 
ins Unbestimmte, Geht man mehr ins Große, so ist der Mangel ein 
no< gröberer:. das innere Bild einer Landschaft, einer Scene, worin 
Menschen handeln, einer Tonmasse,. worin, eine Empfindung ihre 
verschiedenen Momente entfaltet, wird bei näherer Prüfung sich nicht nur 
in dem Sinne als unverarbeitet zeigen, daß das Einzelne, imeinander 
zerfließt, sondern daß ganze Theile einen unpassenden Ort einnehmen z 
da muß jener Fels herüber zu diesem Baum, mit dem er einen schönen 
Contrast bildet, während ex sonst nur stört, jene Figuren müßen
	        
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