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Die so sich herstellende Einheit soll aber überhaupt eine lebendige sein, b
d. h. sie soll das stufenförmig Verschiedene, das gegensäßlich oder unterschiedlich d
Contrastirende in einem Fluße der Bewegung fortführen, worin die Glieder in 8
freier Entwicklung ungleich fortrücken, in bestimmten Ruhepuncken stille stehen, ö'
zusammentressen, dann, um neuen Reichthum zu entfalten , abermals auseinander- nN
gehen und endlich alle in Eine Wirkung befriedigt sich sammeln: ein Geseß sc
des Rhythmus, welches durg das Ganze gehend in den. Theilen als unter- e
3. geordneten Einheiten sich wiederholen muß. In dem so belebten Ganzen wird :
fich, ze reicher das Kunsiwerk, desto sichtbarer der nach den bisher aufgestellten 1
Compositionsgeseßen gegliederte Inhalt durch drei Hauptabsäße bewegen, die F
unter sich durch ansteigende und absteigende Linien wieder vermittelt sind: den d
Anfang, der die Entfaltungs - Keime aufzeigt, die Mitte, welche die Contraste e
entfesselt, den Schluß, der die Verwicklung löst. :
1. Es darf hier aus der Lehre von den Künsten so viel poraus- "
gesezt werden, um auszusprechen, daß alle Künste die Strahlen Einer s
Sonne sind und daß sie das, was in der Einheit der Kunst an sich b
begriffen ist, in einer Theilung auseinanderlegen, worin jede das Ganze y
darstellt, allerdings aber der einen Kunstform mehr dieß, der andern H
mehr jenes der im Ganzen liegenden Momente zur Erscheinung zu brin- ?
gen obliegt ; den bildenden Künsten die Gestalt, der Musik die Bewegung, ?
der Dichtkunst die Einheit der Bewegung und der (hier nur der innern C
Anschauung vorgeführten) Gestalt. Da nun das Compositionsgeses, in I
welchem sich hier die bisher aufgestellten vereinigen und worin wir den si
Schluß der Anm. 3. zu dem vorherigen 5. wieder aufnehmen, wesentlich n
ein Gesetz der Bewegung ist, so erhellt, daß es allerdings namentlich die H
Musik ist, in welcher es seinen Ausdru>k findet, aber eben in dem Sinne, A
daß das rhythmisch Bewegte in allen Künsten sich in der Musik entbin- 5
det. Die Musik stellt das verhüllte rhythmische Leben , das Bewegungs- ?
geheimniß in allen übrigen Kunstformen heraus, gibt ihm ausdrücliche .
Form, organisirt es und leiht daher auch zur Bezeichnung aller in diesen "
Punct einschlagenden Eigenschaften jeder Kunst das Allgemeine ihrer “
Terminologie. Es ist zunächst der Takt, wodur< sie die fortfließende |
Tonreihe in wiederkehrende Einschnitte theilt und in dessen accentuirtem, ?
die Zeittheile durch die Gewichtverstärkung des Einen Moments markiren- |
dem Maaße sie zugleich verschiedene gleichzeitig erschallende Töne, Stim- |
men, Melodien, Kraftmaaße, Längen und Kürzen zusammenfaßtz aber dieß |
ist nur erst die abstracte Seite, der lebendige Rhythmus ist der Strom
des concreten musifalischen Kunstwerks, der einen Grundgedanken in reiche