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)z das im freien Componiren ? Bestimmte Grenzen sind hier allerdings zu ziehen.
Berden Einmal: so lange diese herrschende Haltung das Belebte und Beseelte
| Ver- der Darstellung in architektonischer Weise fesselte, blieb freilich der Composition
irtigen wenig Spielraum, und auch a!s diese Starrheit der Anordnung sich lüftete,
.-VRer- der Geist der Bekandlung jedoch von einem nicht rein ästhetischen Gesetze
? freie beherrscht blieb, war die, obwohl schon freiere, Composition immer noch
selben in gewisse Grenzen der Unfreiheit gebannt, denn wie kann ich z. B. im
n und Gemälde den Contrast der Ruhe und Leidenschast entfalten, wenn ein
geben- devoter Bann alle leidenschaftliche Bewegung von den Figuren ausschließt?
sie es, Diese Hemmung des Künstlers ist jedoch keine von außen gegebene, er ist
on die ein Kind derselben Zeit und Anschauung, er bindet sich ebensosehr selbst,
dabei als er gebunden wird. Da aber der Geist in ihm freier wirkt, als in
ugleich der Masse , so wird auch der Moment eintreten, wo er diese Schranken
r mehr durchbr:ht, und nachdem sie dur<brochen sind, bleibt von jen 'm herrschen-
toffen, Haltungs-Geseße nur noh einzarter Schleier, der unbeschadet der individuellen
r dem Fre heit in der Kunft- Thätigkeit sich über die Anschauung leat. So hat
vffwelt in Ztatien schon Duccio von Siena die architektonische Composition durc<h-
rendes brochen, aber noMm Raphael hat bei voller Höhe der freien Erfindung und
es den Composition den mystischen Hauch und einen gewissen Geist der Gebunden-
ndung, heit des Mittelalters crst in seinen späteren Werken zurückgelegt. Daß
e ohne aber in den Zweigen der Kunst, welche an ein mathematisches Gesetz durch
Hwert, ihr Wesen gebunden sind, der Styl einer Zeit die freie Composition nicht
geben, aufhebt , beweist die unendliche Fruchtbarkeit innerhalb derseiben Grund-
thetisch formen in der gothischen Baukunst, besonders dem Ornament.
rechte 2. Kunstkenner gab es in Zeiten, da die Kunst ein organischer Zweig
ormen des öffentlichen Lebens war, im jepigen Sinn eigentlich nicht. Die Kluft
schuhs der Stände war nicht ausgebildetz es gab einen Unterschied der Bildung,
selben einen Gegensatz von Wissenden und Nicht-Wissenden, aber verglichen mit
18 den der modernen Zeit waren sie alle miteinander naiv, erfreuten sich an
- Stoff denselben Stoffen, an derselben Auffaßung und es gab keine Kunstliteratur,
ortheil Im Mittelalter wirft sich allerdings die Adelspoesie mit ihren romanischen
fel, ob Stoffen in Gegensas gegen die Volksdichtung, gerade jene machte aber
ünstler an die Composition nicht zu viel, sondern zu wenig Anforderungz die
it dem Stoffe der bildenden Kunst waren für das ästhetische Bedürfniß aller
ert ist. Stände dieselben. Als Kunsikenner sind in sol<her Zeit vem Künstler
'ctiven gegenüber nur theiis die übrigen Künstler, theils die obwohl nicht wesent-
3 es lih abweichend von der Volksbi:dung, doch feiner Gebildeten anzusehenz
aß die der Künstler wird ihre strengeren Forderungen im Auge haben, er
ihrem wird sich, wie sie, auc< in einzelnen Maximen Rechenschaft von
im der den Kunstgesezen geben, allein es gibt keine Kunstwissensc<hast, keine
ß nicht literarisc<e Kritik, der Künstler schwimmt mit jenen Einsichtigeren sammt