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Rede ist, am wenigsten ein. Der öffentliche und volksthümliche Charakter d1
des Lebens äußert sich auch darin, daß die Bestellungen vom Staat, von w
einer Stadt, Corporation, einem Kloster u. s. w. ausgehenz die Gemein- A
shaft aber ist ein Theil des Volks und in naiver Zeit so wenig kritlich, b(
als dieses; man bestellt und läßt dann den Künstler freigebahren, man vertraut ai
ihm, daß er es recht machen werde, man bestellt zunächst für sich, doch nicht Ü
um das Kunstwerk einzusperren „sondern um es in Tempel, Kirc<e, Halle a.
Rath - nnd Stadthaus u, s. w. allem Volke beständig offen zu halten, z1
und- dem Künstler von seiner Seite schwebt nur dieß unbefangene Ge- mw
sammt - Subject vor, es sind aller Augen, . die auf ihn warten, Dd
es ist nicht die Lorgnette launischer Einzelner, die - er zu berüc- n
sichtigen hat und welche die Freudigkeit seines geheimen Schaffens stört. L
Geht die Bestellung, einen Wettstreit eröffnend , an mehrere Künstler , so F
fällt ohnedieß alles wirkliche oder vorgestellte Dareinreden weg, denn ;
da ist vorausgesegt, daß derselbe Gegenstand auf verschiedene Weise be- y
handelt werden könne, und erst auf die Vergleichung der vollendeten Werke j;
gründen die Besteller und Schiedsrichter ihr Urtheil. t
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Anders ist es, wenn der vom nationalen Boden entwurzelten Kunst die h
vollendete Trennung von Volk und höherer Gesellschaft gegenübersteht: jet wird p
der Künstler in der Darstellung von Stoffen, die dem Volksbewußtsein fremd e
find, von dem gelehrteren Gesichtskreise und der Willkühr Einzelner, in der
Auffaßungsweise von der Convenienz und Ueppigkeit, in der Composition von
der Einrede eitler Kennerschaft abhängig.
Dieser 8. faßt Zustände zusammen, die im Allgemeinen als Verfall !
zu bezeichnen sind. An der Grenze derselben liegen allerdings gewisse
Uebergänge, wo zunächst troß der veränderten Stellung der Kunst die
Stoffe noch dem Volke verständlich bleiben und demgemäß auch zwischen
der Behandlung des Künstlers und dem Volksbewußtsein no< ein Band
bleibt, das sich aber allmählich lo>ert. Als in Griechenland zur Zeit
Alexanders des Großen die Kunst anfieng, dem Despotismus dienstbar zu
werden, blieb sie doh verhältnißmäßig no< öffentlich, dem Volke ver-
ständlich. Die Stoffe wurden zum größeren Theil no< dem geläufigen
Kreise des Mythus und der Heroensage entnommen. Freilich rieß nun
auch die schmeichlerische Verherrlichung der Person der Färsien ein und
sofern sich die Kunst zu diesem herrschenden Stoffe bestellungsweise her-
gab, war, sobald nicht wirkliche Größe dieser Person den Künstler so
stellte, daß er in ihr selbst ein Allgemeines, eben das Voiksbewußtsein, -aus-