Full text: Die Kunst überhaupt und ihre Theilung in Künste (3. Theil, 1. Abschnitt)

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ich das diese Ausläufer eines Kunstwerks vom innern Quellpuncte des Ganzen, 
befannt also von dem Schöpfungsacte der Phantasie aus bestimmt sein, allein hier 
ondern trifft die Kunst auf eine Region, wo das ästhetische Kriterium mit jenem 
uf das eigenthümlichen Prüfungsorgane sich mischt, das in der geselligen Welt 
t etwa in der Sphäre des Angenehmen und Schilihen, wie sie sih mit dem 
Gesetze Schönen secundär verbindet, entwickelt und gebildet wird. Dieß ist dann 
* Kunst ein geschichtlich bestimmtes Element, man kann es sich am besten deutlich 
lt nun machen an dem Beispiele Shakespeares und seiner Zeit: er und sie hatten 
reinen unendlich mehr, als Geschmac, allein es war die Epoche der Schnörkel 
nn mit der renaissance (zwar noh sehr verschieden vom Rokoko), wie in Bau- 
harter kunst und Geräthen, so in der Dichtung z diese Schnörkel fehlen bei 
h nun Shakespeare nicht, sie gefielen ihm und seiner Zeit: das war Geschma> 
e giebt. und zwar hier ein schlechter. Negativ aber dehnt wohl auch ein Solcher, 
eit und der Ges<hma> und Phantasie keineswegs verwechselt, den Geschma>s- 
€ denn begriff ungleich weiter aus, so daß ex selbst die der idealen Erfindung 
anhän- näher liegenden Gegenden eines Kunstwerks, sofern er sie als verfehlt 
zurtheil bezeichnen will, unter ihn befaßt. Dieß geschieht nun entweder nur in 
gst be- ganz ungenauer Bezeichnungsweise, oder es geschieht mit dem Vorbehalte, 
Zegriffe daß jene höheren Seiten allerdings eigentlich unendlich ho< über der 
d, eine bloßen Geschmacksfrage stehen, daß aber die Verlezungen der ästhetischen 
ad; so Geseze nebenher auch Verleßungen des Geshma>s sind. Wenn man 
Sfinn). nämlich fragt, was denn eigentlich geschmacklos und abgeschmac>t sei, so 
immer weiß man nichts zu nennen, wofür nicht das ästhetische Urtheil ein anderes 
»c<hönen Wort hätte: Verstöße gegen die Grundgesege einer Kunst (z. B, einen 
m Ge- schiefen Thurm), grobe Compositionsfehler (unmäßige Ausbildung und 
iß doc< Hervorhebung untergeordneter Theile, unsinnige Motivirung und dergl.), 
m rein verschrobene Formen, Fall aus dem höchsten Schwung in die Prosa, 
ß eben- häßliche , falsche Grazie, Schwulst statt des Erhabenen, gesuchten Wißt: 
nd nur alles dieß nennen wir geschmac>swidrig, während es doch weit mehr, 
en sein nämlich ästhetisches Vergehen ist, aber wir nennen es so, weil es zum 
ter den Unschönen auch no< unangenehm ist und Maaßbegriffe verießt, die 
1 Fann: sich in der Gesellschaft ausgebildet haben. Wir stellen uns, wenn wir 
ohl die ästhetische Fehler als Geschmac>sfehler bezeichnen, vor, als führe sich das 
ar nur Kunstwerk als Mitglied in eine gute Gesellschaft von geläutertem und 
m Zu- feinem Gefühle ein, und jene Fehler erscheinen uns nun so, wie wenn 
einzelne diese Person durch Unpaßendes im Anzuge, durch baro>e Reden und Ge- 
ergl. in bärden jenes Gefühl verlepte. Es ist also jedenfalls eine Uebertragung 
nzelnen des Forums: der Künstler wird yor zwei Gerichtshöfen verurtheilt ; und 
gt hoch dieß mag hingehen, wenn man sich dieser Dopplung bewußt istz wo man 
(; Ver- sie aber verwechselt und das Geschmac>sforum für identisch mit dem Sc<hön- 
s - auch heitsforum hält, da handelt man ebenso, wie Einer, der die Plastik vom
	        
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