Full text: Die Kunst überhaupt und ihre Theilung in Künste (3. Theil, 1. Abschnitt)

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Gebiet gehören, das seine individuelle Phantasie umfaßt, Es ist aber auch ein 
ansdrückliches Beobachten einer einzelnen Erscheinung, welche einen Theil des 
Stoffes eines angelegten Kunstwerks bildet. Eine dritte Form ist die Beob- 
achtung der menschlichen Gestalt in Folge einer eigentlichen Bestellung: das 
Modell, und ihrer festgehaltenen Pewegung: der Act, was sowohl zum 
Zwecke des Studiums überhaupt, als auch des Studiums für ein einzelnes 
Kunstwerk geschehen kann; ein Mittel, das, begleitet von den 3wei ersten, 
mehr zufälligen, Formen und getragen von der schöpferischen , organisirenden 
Idee ebenso ungefährlich, als unentbehrlich und von dem mechanischen Sammeln 
des Eklektikers grundverschieden ist, 
1. Der ganz eigene Fall, in welchem sich die Künste, die kein be- 
stimmtes Vorbild in der Natur haben, Baukunst und Tonkunst, gegenüber 
der jeht entstandenen Forderung befinden, kann hier nicht weiter erörtert, 
sondern nur so viel vorläufig angedeutet werden, daß ihnen das wieder- 
holte Anschauen der eigenen Objectivirung des Entwurfs in der Skizze und 
theilweisen vorläufigen Ausführung derselben, das wiederholte Vertiefen 
in Bauzweck, Umgebung, Idee und Stimmung des Ganzen die aufmerksa- 
mere Anschauung eines naturschönen Objects ersezen muß, Aber auch 
dem allgemeinen, den bildenden Künstler, Dichter, Schauspieler ungesucht 
durc< das Leben begleitenden scharfen und hellen Anschauen der Erschei- 
scheinungswelt, dem „lustigen und freudigen Umherschauen“ (Numohr. 
Italien. Forschungen B. 1. S. 77) muß in jenen Künsten ein inniges 
Bliken auf Formen, ein Horc<hen auf Naturstimmen und Herzensstimm- 
ungen entsprechen, Der Künstler überhaupt nun wandelt mit andern 
Augen durch die Welt, als der Laiez er zeichnet sich nicht nur durch 
angeborne Frische und Allseitigkeit der Ans<hauungsgabe aus, sondern be- 
obachtet auch mit bestimmtem Bewußtsein immer, ex sieht nicht nur mehr, 
nicht nur deutlicher, sondern die Erscheinungen werden ihm auch schon 
im Beschauen zum reinen Scheine (8. 54), er ist im Mitspielen mehr Zu- 
schauer, als der gewöhnliche Mensch, der mehr nur Mitspieler ist, und 
Ariosto studirte an seinem Vater, während dieser ihn aussc<halt, geduldig 
zuhörend einen polternden Alten. Der Künsiler sammelt jederzeit, sein 
Geist ist ein lebendiges Skizzenbuch. Dem griechischen Künstler vertrat 
lange vas Leben mitten in der Schönheit mit vollen und offenen Augen, 
das Anschauen derselben in Gymnasien und Palästren, bei festlichen Reigen 
und Tänzen die ausdrüclicher veranstalteten Studien für das einzelne 
Werk (s. C. Fr. Hermann, Ueber die Studien der griech. Künstler), 
erst später, na<m der Zeit des Phidias, tritt theilweise ein, was der 5. 
als dritte Form aufführt. Ein besonders reiches Bild des stets offenen, 
stets gesammelten Künstlerbli>s, den wir fordern, bildet das allseitige, 
unermüdlich sammelnde Belaus<hen des Ausdrus der mensc<hlihen Ex
	        
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