Full text: Die Bildnerkunst (3. Theil, 2. Abschnitt, 2. Heft)

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euem als Andeutung eines neuen Styls vereinzelt auf, PBald aber dringt das Ma- 2- 
vissem lerische in einem andern Sinn ein, nämlich als leidenschaftliche Bewegtheit, 
Epos welche allmählig in eine aller plastischen Rohe widersprechende Manier der höch- 
Tem- sten subjectiven Aufgeregtheit bei völlig zerblasen behandelten gemein natura= 
atuen liftischen Formen , bald mehr im Sinne der falschen Energie , bald des lüster- 
aus- nen Reizes übergeht und von Italien aus, anfangs vorzüglich in decoratioen 
-“An- Anordnungen thätig, sich allerwärts verbreitet. NUeben der zweiten Stoffwelt 
' nun des Mittelalters und des Alterthums ist es vorherrschend die Allegorie, worin 
1": 0 sich diese Manier bewegt. 
 hin- 
tilde- 1. Das reine Formgefühl , wie es shon um die Mitte des fünfzehn- 
Ge- ten Jahrhunderts bei den Italienern sich wieder entwickelt, ist eine neue 
udem Belebung jenes reiner plastischen Sinnes, den wir schon 5. 643 in dem 
[ hat, Naturell dieses Volks gefunden haben, dur< die nun erst mit vollen 
nhei- Mitteln des Verständnisses in ihrem wahren Wesen erkannte Antike. Das 
führt ächt classisc<, Plastische wird restaurirt: Renaissance. Bei einem Lorenzo 
Den- Ghiberti und Luca della Robbia tritt dieses Gefühl in der ganzen rüh- 
- 608 renden und lieblichen Jungfräulichkeit eines ersten warmen Wiederaufath- 
ichem mens hervor. Einen Zug naiver Innigkeit theilen diese Meister noch 
lichen mit der Zeit des sogen. germanischen Styles. Dabei tritt jene malerische 
ung Behandlung des Relief bei den Italienern allerdings gerade jekt erst in 
„ bei ihrem ganzen Umfang auf, dafür entschädigt aber die edle Grazie der 
' Ge- Figuren, nirgends mehr, als in den herrlichen Bronce - Thüren des L. 
dung Ghiberti. In Deutschland sehen wir die ersten Spuren des Einflusses 
1 dem der Italiener mit diesem Zuge verbunden z, B. bei Beit Stoß z die clas- 
diger sis< gereinigten Formen treten nun aber da und dort in eine Mischung 
mit einem andern Zuge, dem männlichen, dem stark naturalistischen und 
individuellen, der jetzt durch sie gemäßigt wird, ohne daß er do< das 
Maaß einhält, auf welches er in der Zeit der reinen antiken Bildner- 
funst nach dem strengen innern Stylgeseze beschränft war. Diese Art 
von Mitte zeigt sich nirgends merkwürdiger, als in den Werken Peter 
Vischers ; deutlich liegt der Cinfluß der Italiener vox Augen, der aber 
eine nordis< bestimmtere, <araktervolle Markirung des Natürlichen und 
Individuellen nicht auszulöshen vermo<t hat. Vorzüglich am Sebaldus- 
grab tritt dieser Styl in den Apostelgestalten , dem kleinen Standbilde des 
Künsilers , no< mehr und besonders lehrreich in den Reliefs auf. Das 
1 er- Gänsemänn<en von P. Labenwolf steht auch in der Linie dieser Richtung. 
Aus- Sonst sind es vorzüglih Monumental - Statuen, welche diesen gereinigt 
Impo= <aratterst'schen Styl darstellen; auc< in Italien finden wir ihn z. B. an 
Form der Reiterstatue des B, Colleoni in Venedig von Andrea del Veroc<io. 
tritt Wir werden auf die Bedeutung dieser Erscheinung, Fuf die wichtige Sty l- 
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