Full text: Die Bildnerkunst (3. Theil, 2. Abschnitt, 2. Heft)

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treten, wo die Zierrath Organisches nachbildet, ausdrü&licher in dem 
Grade sich herausarbeiten, in welchem ein Geräth, S<hmuc>k u, s. w., 
namentlich vermöge seiner Kleinheit, ganz in organis<e Formen sich auf- 
lösen läßt. Die feine Symbolik, durc< welche der ächte Künsiler Zweck 
und Bedeutung des Gegenstands ausspricht, ist dort in Anm. 2. bespro- 
hen. In das Gebiet dieser anhängenden Plastik gehört denn namentlich 
ein Miniatur - Relief, das si< an kleine Flächen legt. Zunächst zum 
Zwecke des Siegelns wird auf eine harte Fläche ein kleines Bildwerk 
vertieft eingegraben: 8yrv7roy, 8py4vpoy, intaglio; ein umgekehrtes Relief, 
das im Abdrucke zum eigentlihen wird. Erst in der späteren Zeit des 
Luxus fing man im Alterthum an, diese Siegel an Ningen zu tragen. 
Hier pflegte man denn vor Allem edle Steine zu wählen, denn die Zier- 
plastik legt mit Fug und Recht einen Werth auf die Kostbarkeit des Ma- 
terials und das Siegel sollte ja nun zugleih Sc<hmute sein (daher: Gem- 
men); bei Aermeren vertrat Glas die Stelle (Pasten). Als Beispiel 
freien Spiels mit Analogien im Ornamente mag hier no< angeführt 
werden, daß die Griehen die Fassung des Steines in Gold, da ihnen 
dabei der in der Scleuder ruhende Stein einfiel, gewöhnlich in dieser 
sinnreihen Form behandelten, Bei diesen Arbeiten galt es nun, im 
fleinsten Maaßstabe, bis zu dem Grade, wo das Werk mit der Lupe gesehen 
sein will, im härtesten Material, alsy mit den größten technischen Sc<wie- 
rigkeiten doch die reinste Kunstform zu entwickeln, und die Griechen haben 
diese Aufgabe in unerreichter Vollendung gelöst, wiewohl die Kleinplastik 
des Luxus begreiflichermaßen nicht in der Epoche des hohen, sondern 
erst des schönen, rührenden Styls (Skopas und Praxiteles) gewöhnlich 
wird und ihre volle Ausbildung erst zur Zeit des Lysippus durch einen 
Pyrgoteles erhält. Je mehr nun bloßer Schmu, desto mehr wird die 
eingetiefte Form zwecklos und tritt in der makedonischen Zeit an die Stelle 
des Eingeschnittenen das eigentliche Relief: &xrv7roy, e»>y+&vqoy, cameo 3 
bei durchsichtigem Stein erschienen aber, gegen das Licht gehalten, auch 
die Intaglien als Relief. BVerschiedengefärbte Lagen des Epdelsteins, 
namentlih Onyx, wurden, wie neuerdings die innere Schichte gewisser 
Muscheln, zu einem Anfluge yon Polychromie benüßt. Dieß kleine Re- 
lief dient nun nicht mehr blos als Ring, sondern wird an kostbarem Ge- 
räthe , wie Bechern, Leuchtern u, s, w. angebracht, eine Sitte, die na- 
mentlich auf das frühere Mittelalter überging; unsere Zeit liebt es an 
Brochen u. dgl. Es gehört nun diese kleine Welt mit allem verzieren- 
den Werke des Bildners , namentlich dem größeren Relief, das an Ge- 
fäßen , Waffen , Geräthe aller Art im verschiedensten Material durch ver- 
s<iedene Arten der Technik sich anschmiegt, in Ein Gebiet zusammen, 
sie fordert aber diese besondere Hervorhebung, weil wunderbar bei so 
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