[risausschneidung, forderte; aber ich wusste auch, wie precär dieses
Mittel war und wie es, selbst im günstigen Fall des Gelingens und
wirklicher Hemmung der gefährlichen Folgekrankheiten der Iritis,
doch nur wieder eine Frist gewährte, um alsdann aller Wahr-
scheinlichkeit nach bei neuen Entzündungen wiederholt werden zu
müssen. Ueberdies, wie gesagt, in der Existenz bedroht, sobald
ausserordentliche Ausgaben dazwischentraten, sowie nicht in der
Lage, von Hause fort in die Klinik zu gehen, während meine
zweite Mutter darniederlag und sich dem Tode nahe fand, — so
konnte ich mich nicht entschliessen, noch in einer Operation, die
übrigens jeden Tag schon zu spät sein mochte, Hülfe zu suchen.
In wenigen Tagen war das Schicksal meiner Augen entschieden.
Aber auch jetzt noch habe ich an meinem Verhalten nichts zu
bedauern. Es war den grausamen Umständen gemäss; ich hatte
mehr zu verlieren als die Augen, nämlich — die ganze Existenz.
Ich habe das grössere Uebel abgewendet und mich, wenn auch
nur auf dornigen Wegen, nicht nur aufrechterhalten, sondern auch
vorwärtsgebracht.
Für diesen ganzen Abschnitt meines Lebens habe ich ein
Gutes, welches fernerhin aufhören sollte,‘ noch nicht ausdrücklich
erwähnt. Ich war mit den Menschen immer gut ausgekommen
und hatte sie von einer leidlich guten Seite kennengelernt. Eigent-
liches Gift hatte ich noch nicht verschluckt; denn ungeachtet meiner
Feinfühligkeit und Erregbarkeit gegen Ungerechtigkeit war ich mit
Cameraden, Vorgesetzten und Behörden immer gut ausgekommen
und hatte bei ihnen überall Anerkennung und Achtung gefunden.
Viertes Capitel.
Von der Augenkatastrophe bis zur Docentenschaft.
ı. Als mich zuerst gehäuftere Augenstörungen und Schwie-
rigkeiten nach der juristischen Praxis auch auf eine juristische
Docentenschaft verzichten und meine Specialarbeiten in dieser
Richtung abbrechen liessen, hatte ich nichts Anderes mehr im