Full text: Sache, Leben und Feinde

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Theologe bekannte und von der Erbsünde sprach. Mir erklärte 
er, es sei ihm ein psychologisches Räthsel, wie Jemand Hegel 
getrieben haben und doch davon abgegangen sein könne. Hegel 
war für ihn offenbar in neuer Auflage ein alter Adam, den man 
nicht ausziehen kann, sondern der als Erbsünde im Blut sitzen L 
bleibt. Ich habe hier solche kleine, an sich die Welt wahrlich 5 
nicht interessirende Umstände nur erwähnt, damit man für den ; 
Gesammtzusammenhang ersehe, mit welchen Elendigkeiten, Be- U 
schränktheiten und „auserwählten“ Antipathien der grade und a 
gesunde Sinn eines unbefangenen Denkers und Forschers zu käm- ® 
pfen hat. Ich hatte nicht die Lehrbuchdefinitionen zum Maass ' 
gemacht, sondern mich in den Schriften der Mathematiker ersten ‘ 
Ranges überzeugt, was sich dieselben in der fraglichen Richtung 
vorgestellt und was sie an Begriffen wirklich gehegt hatten. Auf ! 
dieses Thatsächliche im eignen Gebiet der Mathematik hatte ich ; 
meine Kritik gerichtet. Der Zunftprofessor aber meinte, das sei D 
Sache der Mathematiker und ich hätte es diesen zu überlassen, h 
ihre eignen Angelegenheiten zu ordnen. Um eine Antwort war 
ich nicht verlegen. Eben als Mathematiker hätte ich die Sache 
angefasst und wäre mir bisher noch nicht bewusst gewesen, dass 
ich der Mathematik oder die Mathematik mir fremd wäre. Der 
Leser sieht, wo der Fehler steckte. Ich hatte mich nicht dazu 
gemeldet, Handwerker der Mathematik zu werden und sie zunft- 5 
mässig zu betreiben. Ich glaubte, dass die Bethätigung von Ver- “ 
stand in der Lösung von Schwierigkeiten nicht erst einer Zunft- n 
concession bedürfte, um zu gelten. Mein ganzes späteres Leben C 
hat mir freilich bei Andern und in meinem eignen Fall das Gegen- 
theil gezeigt. Auch sind es nicht erst meine und meines Sohnes 
1878 veröffentlichte physikalische Entdeckungen gewesen, denen 
gegenüber dieser Sachverhalt völlig handgreiflich wurde. 
Ueber Herrn Magnus, den Physikprofessor für Pharmaceuten, © 
bemerke ich nur, dass er jeder gründlicheren Physik fernstand. 8 
Er war reich und hatte einen eignen guten Experimentirapparat, 5 
bezüglich dessen er, wie man sagte, mit der Universität ein profitables 
Verkaufsgeschäft mit reservirter Ausschliesslichkeit des eignen b 
Gebrauchs abschloss. In diesen Dingen bestand sozusagen sein V' 
geistiges Capital und sein Vorzug. Bei einer Unterhaltung mit n 
ihm kam ich dahinter, dass er die laplacesche Correctur der theo- 8 
retischen Schallgeschwindigkeit durch Berücksichtigung der Wärme n 
nicht verstand. Von den neuern, durch Robert Mayer eingeführten d.
	        
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