Full text: Sache, Leben und Feinde

<= erwerben. Sie war nicht lange vor meines Vaters Tode in einer 
Anz solchen Stellung von Marienwerder mit einer schon sehr alten 
x Dame nach Berlin gezogen, und da auch diese Dame später direct 
°h- etwas nicht Unerhebliches zur Verbesserung meiner Existenz bei- 
A getragen hat, so schulde ich ihr auch eine namentliche Erwäh- 
ich nung. Sie war die kinderlose Wittwe eines Geheimraths Hart- 
elt mann, der, wenn ich nicht irre, genau dasselbe Amt bekleidete, 
vie welches vor ihm mein Grossvater innegehabt hatte. Sie besass 
cn beträchtliches Vermögen. Meine Tante Charlotte hatte ihr schon 
En früher, theils auf den Gütern, theils bei der Aufsicht und der Re- 
ch präsentation im Hause viel geleistet. Dies wurde auch testamen- 
/n- tarisch durch die ansehnliche Pension von 400 Thalern anerkannt, 
deren für solche Verhältnisse ungewöhnliche Höhe zugleich eine 
Entschädigung für die äusserst geringfügige Salarirung war, mit 
der meine Tante vor dem Tode stets abgefunden wurde. Aus 
letzterm Umstand begreift sich auch, dass, da die Dame noch ein 
halbes Dutzend Jahre lebte, für mich wenig verfügbar war. Einige 
Hundert Thaler langjährige Ersparnisse war daher Alles, worauf 
meine Tante Charlotte zurückgreifen konnte, um für mich zu sor- 
gen. Bei dieser Lage ‘der Sache war es nicht zu verwundern, 
dass mein Vormund, der Geheime Regierungsrath Pehlemann, 
mich für ‚einige Zeit in einer Waisenanstalt, der Kornmesserschen, 
unterbrachte, von wo ich aber fortfuhr, das kölnische Gymnasium 
m zu besuchen. 
or Die Anstalt hatte nur circa 20 Knaben. Auch war es weniger 
Cr die dürftige Haushaltung, die mir missfiel, als die ungebildete 
ler Umgebung. Indessen habe ich bei dieser Gelegenheit schon früh 
Sr ein wenig die Natur ungebildeter Elemente studirt. An frugale 
re Lebensweise war ich gewöhnt und wurde es hier auch an eine 
3 solche, die noch weniger als dies war. Glücklicherweise war es 
NE ein grosser Theil des Tages, den ich im Gymnasium sein musste. 
ur Ueber die schlechte Ernährung half mir ein reichliches Taschen- 
ES geld einigermaassen fort. Mich am Kirchenzwang zu stossen, fiel 
an mir nicht ein. Für diese Frohn wusste ich Rath und hatte immer 
er Schulpensa bei mir, die sich grade in einer Kirche recht unge- 
st stört memoriren liessen. In die täglich zweimalige officielle Vor- 
as beterei schickte ich mich um so leichtern Herzens, als dies kein 
Sr Sirenengesang war, gegen den ich nöthig gehabt hätte, mir die 
Si Ohren zu verkleben und mich an den Mastbaum binden zu lassen. 
zu Gegen religiöse Einflüsse war mein Sinn, wie der Leser weiss,
	        
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