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kungssphäre des Gelehrtenthums thätig zu sein! Nicht blos als
jüngerer Pfleger der Wissenschaft, sondern auch in den späteren
Jahren meiner Schriftstellerlaufbahn habe ich, im Bewusstsein mei-
ner vollen Selbständigkeit, den Schein nicht gescheut, der aus der
Einlassung mit fremden Sachen im Sinne einer Art von Ab-
hängigkeit entstehen kann. Ich würde daher auch in andern
Fällen die Förderung einer fremden Sache nicht für einen Ab-
bruch der meinigen gehalten haben, wenn sich nur eine Ueber-
einstimmung in irgend welchen guten und gemeinsamzumachenden
Grundsätzen ergeben hätte. Man -hat mir fälschlich Stolz und
vornehme Isolirung vorgeworfen. Vom Guten und Gediegenen
habe ich mich aber nie abgewendet, sondern es im Gegentheil
aus freien Stücken aufgesucht. Ich bin nie zu vornehm gewesen,
um nicht jederzeit zu einem Zusammenwirken mit dem Werth-
vollen bereit zu sein. Als werthvoll galt mir auch nicht etwa
blos ein Inbegriff glänzender F ähigkeiten und Leistungen, sondern
auch jedes tüchtige Streben von einigem Talent und hinreichender
Energie. ‚Aber auch diese bescheidenen F orderungen fanden sich
in der ‚deutschen Gelehrtenwelt, die für mich zunächst in Frage
kommen konnte, nirgend erfüllt, weil die jüngste wissenschaftliche
Ueberlieferung: und die augenblicklich herrschenden Elemente wenig
Werth hatten und überdies mit moralischer Corruption arg inficirt
waren. Allerdings haben sich vereinzelte Personen sogar aus der
Professorenwelt die Miene gegeben, mit mir zusammenzugehen;
aber sie erwiesen sich bald als feige Leisetreter, denen nicht blos
die erforderliche wissenschaftliche Energie, sondern auch der mo-
ralische Muth mangelte. Leute, die sich davor fürchteten, von
ihren ’professoralen Collegen schief angesehen zu werden, privatim
denjenigen Personen gegenüber, bei denen sie nicht anzustossen
glaubten, mich gewaltig hochstellten, anderwärts mich wieder halb
verleugneten und öffentlich nur lau oder anonym meine Lehren
berührten, ausserdem aber auch gelegentlich das Meine still-
schweigend als das Ihre vorbrachten, — solche vorgebliche Ver-
ehrer habe ich immer bald durchschaut und sie demgemäss nicht
als Förderer der Sache, sondern als deren Schädiger und Ver-
räther betrachtet. Auch Jüngere, die weder Fähigkeiten noch ver-
trauenswürdigen Charakter hatten und die nur darauf rechneten,
ich. könnte Professor werden und sie dann befördern, habe ich,
sobald ich hinter das Spiel gekommen war, ferngehalten. Die Er-
fahrung hat alsdann auch immer gezeigt, dass sich diese unfähigen