Full text: Sache, Leben und Feinde

maasses gelang es mir, jene Schlaflosigkeit und deren erschöpfende 
Folgen zu überwinden. Aber auch diese Hülfe wurde für mich 
nur dadurch ausführbar, dass ich anders lebte, als man gewöhn- 
lich in Badeörtern thut. Mir kostete die Haushaltung mit meiner 
Familie nur die Wohnungskosten mehr, und ich hatte dabei noch 
den Vortheil, diätetisch zweckmässiger essen zu können, als in 
Gasthäusern. Uebrigens mag man aus der Art, wie ich im ent- 
scheidenden Zeitpunkt drohenden Gesundheitsstörungen trotz meiner 
schmalen Oekonomie vorzubeugen wusste, auch bemessen, dass 
ich sonst und namentlich. bezüglich der Zukunft meiner Familie 
nicht sorglos geblieben war. Ich hatte für den Fall meines Todes 
wenigstens soweit gesorgt, dass meine Familie in der Art unab- 
hängig bleiben konnte wie ich selbst. 
Alle äussere Oekonomie in materiellen Mitteln hätte mir 
jedoch nicht entscheidend helfen können, wenn nicht eine innere 
Oekonomie der Geistesarbeit hinzugekommen wäre. Meine Bücher 
sind in der Gedankendarlegung concentrirt gehalten, und diese 
Art gedrängter Darstellung nimmt mehr Zeit in Anspruch als 
eine dreimal umfangreichere, bei welcher man mit dem Raum nicht 
zu sparen hat. Es ist leichter, über ein Thema eine Stunde aus- 
giebig zu reden, als den entsprechenden wesentlichen Gedanken- 
gehalt in der Kürze von ein paar Seiten zusammenzudrängen. 
Hieraus begreift sich, dass ich meine Bücher nur langsam redigirte. 
Zu der Mühe der Darstellung überhaupt kam noch diejenige in 
der Kunst der Auswahl dessen, was aus der Fülle des sich Dar- 
bietenden wirklich gesagt werden musste. Ich hatte umsomehr 
auf Kürze zu halten, als ich mehrere Wissenschaften cultivirte. 
Jede einem bestimmten Fach gewidmete Schriftengruppe sollte 
einen möglichst geringen Umfang erhalten und hat sich in der 
That auch bemessen genug gestaltet. Alle zusammen haben aber, 
wie der Sachkenner eines einzelnen Zweiges schon, aus der Be- 
urtheilung der diesem gewidmeten Schriften schliessen kann, einen 
zugleich so ausgebreiteten und intensiven Inhalt, dass sie nur 
durch einen bedeutenden Aufwand wohlangelegter und kunstmässig 
geleiteter Arbeitskraft entstehen konnten. Hätte ich nicht einsam 
gelebt und mich von allen Zerstreuungen ferngehalten, so wäre es 
nicht möglich gewesen, jene verschiedenen Aufgaben, die ich mir 
gestellt hatte, zu bewältigen. 
Schon die Redigirungsarbeit an sich nahm dem Angegebenen 
zufolge viel Kraft und Zeit in Anspruch, obwohl ich meine Werke
	        
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