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worden, und ist der betreffende Artikel des Herrn de Moöndesir auch
damals in den „Comptes Rendus“ erschienen. Alsdann wurde das Ge-
setz meines Sohnes in dem Incognito einer französischen Entdeckung
in deutsche Fachzeitschriften übernommen, wogegen er zunächst im
„Chemischen Centralblatt“ (December 1880) reclamirte. Dieselbe Re-
clamation, nur in französischer Sprache, war von ihm dem betreffenden
Secretär der französischen Akademie mit dem Ersuchen um Aufnahme
in die „Comptes Rendus“ zugesendet worden. Sie fand sich aber nur in
wesentlicher Fälschung der. Worte und des Sinnes (ebenfalls December
1880) zum Abdruck gebracht, so dass mein Sohn für diese ihm unter-
geschobene Fassung nicht verantwortlich ist.
Die Thatsachen, aus denen mein Sohn das Gesetz erkannte, standen
seit mehreren Jahrzehnten in Fülle Jedermann zur Verfügung; aber erst
als seine Entdeckung veröffentlicht war, sprossten in den darauf folgen-
den Jahren allerorten die Nachentdeckungen hervor. Er selbst konnte
es nicht eher finden, als geschehen; denn er ist erst, als schon die That-
sachen vorhanden waren, geboren und hat dieses Gesetz, welches von
grosser physikalischer und chemischer Tragweite ‚st, in seinem 15. Lebens-
jahre aufgefunden. Wenn nun, nachdem er die fragliche sehr umfassende
Wahrheit, um die sich 70 Jahre früher ein Dalton vergebens bemüht hatte,
gesehen, auch andere ältere Leute, die schon Jahrzehnte vorher sie hätten
sehen sollen, nun plötzlichsehen lernten, so ist dies wohl verständlich genug.
Es ist aber in derartigen Dingen oft noch mehr Komik als schon der
Rückimport deutscher Originalwaare aus dem Auslande in sich schliesst,
wie er auch einst R. Mayer gegenüber prakticirt worden war. Es hat
nämlich offenbar die münchener Akademie in der ganzen Plagiatange-
legenheit den Apfel der höchsten Komik abgeschossen. Bei allem mora-
lischen Ernst der Sache hat sie dennoch, wie die Leser der Gruppe meiner
mathematisch naturwissenschaftlichen Schriften wissen, schon einmal den
Humor regegemacht. Die Akademie der alten Mönchestadt hatte näm-
lich einen Dr. G. Berthold mit der Abfassung einer Geschichte der Physik
beauftragt und dieser nichts Besseres zu thun gewusst, als sichunbekannter-
weise an mich zu wenden, um dazu Disposition und Materialien von mir
zu bekommen, die ich selbstverständlich nicht verabfolgt habe. So ist der
münchener Akademie das Schicksal erspart worden, auf jene Weise vom
Vater zu zehren; indessen der Sohn ist, wie erwähnt, nicht ganz heil da-
vongekommen. Jedoch auch er wird sich allmälig gegen Anzehrungen
wehren lernen und das Schicksal des zu wenig wehrhaften R. Mayer wird
ihm ein zur Warnung leuchtendes Beispiel sein. Auch bei diesem hatten
die Thatsachen, auf Grund deren er seine neue grosse Wahrheit entdeckte,
mehrere Jahrzehnte lang aller Welt zur Verfügung gestanden; aber erst
als er sie 1842 veröffentlicht hatte, schossen in den nächsten Jahren im
In- und Auslandeeine ganze Anzahl Nachentdecker auf. Im Fall R. Mayers
gesellte sich aber zu den Beraubungen noch ein besonderes Gelehrten ver-
brechen, welches schlimmer war als das gegen Galilei verübte und in
meiner Schrift über R. Mayer dem Publicum dargelegt worden ist. Diese
Schrift macht überhaupt zum ersten Mal deutlich, wie gegenüber der in
tiefe Corruption versunkenen Professorenmoral und den zugehörigen
Gelehrtenverbrechen ein Reformations- und Regenerationskampf unum-
gänglich ist, wenn sich nicht die Unmoral und das Verbrechen in der
Gelehrtensphäre dreister breitmachen sollen als in derjenigen, in welcher
es sich um ganz gemeines und materielles Eigenthum handelt.