An Karl Rosenkranz,
Sie waren mein erster und — im Verein mit den beiden
Heroen des Gedankens, die unser Aller Lehrer waren: Ari-
stoteles und Hegel — auch mein letzter Lehrer in der
Philosophie: gestatten Sie mir daher, Ihnen dies erste und
vermulhlich auch letzte gröfsere Werk, die Frucht meiner
philosophischen Studien während der letzten zwanzig Jahre,
als Zeichen meines Dankes darzubringen für die tiefe und
nachhaltige Anregung, die sie zuerst meinem nach der Erkennt-
nifs des Wesens der Dinge verlangenden Geiste gewährten,
da ich vor nunmehr einem Vierteljahrhundert als Ihr Schüler
in dem Hörsaale der Albertina Ihren beredien und gedanken-
tiefen Worten lauschte. Zwar das äufserliche Band, was da-
mals den Schüler mit dem Lehrer verknüpfte, wurde durch das
Leben, dessen sondernder Wirkung sich Niemand entziehen
kann, gelockert: eine mifsverständliche Hoffnung auf Verwirk-
lichung der geschichtlichen Ideale der Menschheit — eine Hoff-
nung, die, wie ich jetzt wohl erkenne, an den felsenstarren
Widersprüchen der realen Zeitmächte gegen die idealen Zu-
kunftsträume scheitern mufste — hatte mich in Konflikte nicht
nur mit der äufseren Welt, sondern auch mit meiner eigenen
inneren verwickelt, über welche zu siegen ich wenigstens nach