Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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Kunst bilden, eigentlich nur auf eine subjektiv-künstlerische 
ma eise für die Vorstellung abspiegeln, als seien sie einer objektiv- 
SC gedanklichen Begründung weder fähig noch am Ende bedürftig. 
danken x han 
enn nun ein solches Phantasiren über ein Gedankenthema etwa 
FE für die Empfindung hinreichen mag — "wie man Ja statt einer Kriti 
8 Titten wohl ein Gedicht über ein Kunstwerk machen kann — so hat es 
N N doch in keiner Weise wissenschaftliche Bedeutung. Vielmehr besteht 
EG der Werth rhetorischer Wortmalerei lediglich in der äufserlich ange- 
nn nehmen Form und weiterhin in der bequemen Selbsttäuschung, als 
mm ob man damit nun etwas Substanzielles, Endgültiges habe, während 
man doch im Unbestimmten und Unklaren, kurz im Phantastischen 
a tecken bleibt. Entkleidet man daher einen solchen blumensprach- 
m ichen Satz dieser Form, um aus seiner anmuthigen Hülle den ein- 
b fachen Gedankenkern herauszuschälen, so zeigt es sich denn sogleich 
A als ein solcher gar nicht darin ist, sondern im besten Falle die 
a geistesleerste Plattheit, oft aber auch eine Reihe schiefer Vorstel- 
sanC lungen. Dafls eine derartige. zwar gedankenarme, aber „blühende“ 
Sprache gerade für das grofse Publikum und hier wieder besonders 
En M für die ästhetisirende Damenwelt eine grofse Annehmlichkeit besitzt, 
; erde bedarf keiner Erklärung; nur mag noch bemerkt werden, dafs hierin 
pe und in der Ausstattung mit hübschen Illustrationen hauptsächlich 
a der Grund der grofsen „Popularität“ solcher Werke beruht, wes- 
Sich alb sie denn auch als die „gangbarsten Artikel“ auf dem Buch- 
a händlermarkt sehr gesucht sind. * 
8 dem 23. Glücklicherweise bleibt diese Schönrednerei, wie bemerkt, 
ige An: sporadisch, indem sie nur den gelegentlichen Schmuck für die so- 
die Chr, lide Speise bildet, welche dem Leser sonst in dem Buche geboten 
Lö wird, etwa wie auf einer wohlbesetzten Tafel auch gefällig anzu- 
ot daber schauende Blumenvasen stehen müssen, die jedoch nicht zum Ge 
A musse, sondern nur — utile cum dulci — zur Augenweide da sind. 
dann 0 Schlimmer dagegen steht es mit denjenigen Schönrednern, welche, 
o Lesen die immerhin achtbare Solidität der konsistenten historischen Nah- 
orgarten ung gänzlich verschmähend, die reine Phrase als Zweck kultiviren, 
Tinübet- aus der Schönrednerei so zu sagen ein Geschäft machen, ja in dem 
Kunst“ Sinne ein Geschäft, dafs sie auf die Phrase hin reisen. Diese 
ästhetisirenden Wanderburschen, wie man sie nennen kann, haben 
Roifo DIN gewöhnlich ein unverdautes Stück Poesie im Leibe und sind daher 
tatt 2 aufserordentlich zum Sentiment und zum träumerischen Idealisiren 
geneigt: dies ist der Grund, warum sie oben als die „ästhe- 
5 Jielsen isirenden Phantasten“ bezeichnet wurden. Solche Phantasterei_er- 
Fond den scheint_nun zunächst ziemlich unschuldig, wenn sie auch allerding
	        
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