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der Form des Denkens gesetzten, d. h. philosophischen Inhalt
handelt, mufßs der Fortgang durch die drei Stufen zunächst diese
Form betreffen. So ist zu sagen, dafs die Geschichte der
Aesthetik erst da beginnt, wo überhaupt die Gebiete des Schönen
und der Kunst zum ersten Male als Objekte des philoso- ;
phischen Denkens gefafst werden, dals die Form jedoch, in
welcher dieses Denken sich ausspricht, auf der ersten Stufe, als
intuitiv, eine gewisse Verwandtschaft mit dem Empfindungs-
urtheil zeigt, in ihrer Weiterentwicklung dann auf der zweiten,
als reflektirend, eine Verwandtschaft mit dem Verstandesurtheil
offenbart, und erst auf der dritten die dem Denken allein adäquate
Form des spekulativen Erkennens und systematischen Denkens
erreicht.
Um das allgemeine Gesetz des geistigen Fortschritts auch hier
deutlich zu machen, füge ich abermals ein einfaches Schema bei,
das sich unmittelbar _an das frühere anschlie(st.
Stufengang der geschichtlichen Standpunkte des ästhetischen Be-
wufstseins. n
5
I. Empfindungsurtheil (praktisches Interesse). Ge
II. Verstandesurtheil (theoretisches Interesse). R m
IN. Vernunfturtheil (philosophisches Interesse). an
L—— Sn a N En — _ =
1. Phantastische Aesthetik en 5
2. Reflektirende Aestetik =
3. Philosophische Aesthetik
ELLI San BE =
a) Intuitives Philosophiren b) Reflektirendes Philoso- c) Spekulatives Philoso-
über Kunst. phiren_ über Kunst. phiren über Kunst.
Antike Aesthetik. Aesthetik des 18. Jahrh. Aesthetik des 19. Jahrh.
«) Intuitive Stufe: «) Intuitive Stufe: @) Intuitive Stufe:
Plato, Baumgarten, Idealismus.
6) Reflektirende Stufe: 8) Reflektirende : 8) Reflektirende:
Aristoteles. Winkelmann, Lessing. Realismus,
y) Spekulaltive Stufe: y) Spekulative: y) Spekulative:
Plotin. Kant. Versöhnung des Idealis-
mus und Realismus als
Postulat.
Von welcher tiefen Nothwendigkeit das aufgestellte Gesetz des
Fortschritts in der Entwicklung ist, zeigt am deutlichsten die Beob-
achtung, dafs, wo sich das Princip einer höheren Stufe bis zu einer
umfassenderen Allgemeinheit erhebt, wie z. B. das Princip des
Idealismus, sich sofort die Nothwendigkeit einer weiteren inneren
Entwicklung herausstellt, so hier der Fortgang vom subjektiven
Idealismus Fichte’s durch den objektiven Schelling’s zum abso-
luten Hegel’s. In ähnlicher Weise kann man auch in der zweiten