Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

64 
sahen, auch in den Thätigkeitsweisen dieser drei Formen de 
Geistes, nämlich in der Intuition des unmittelbaren Empfindens 
in der Reflexion des Verstandes und in der Spekulation des 
vernünftigen Denkens. — Indem nun die geschichtliche Entwicklun 
durch diese drei Thätigkeitsweisen des Geistes nach einander durc 
orherrschen der ersten, zweiten, dritten bestimmt wird, nimm 
die Geschichte in ihrer logischen Genesis selber die Form solches 
dreistufigen Fortgangs an. Was die Geschichte im Allgemeinen 
oder die allgemeine Weltgeschichte, betrifft, so haben wir uns da, 
mit nicht zu befassen, sondern nur mit der einen Seite derselben 
nämlich der Geschichte des ästhetischen Bewufstseins. Hier mani- 
festirt sich jener Stufengang zunächst im Ganzen als die Stufe de 
intuitiven Aesthetik, welche der Antike anheimfällt, weiter al 
die Stufe der verständigen Reflexionsästhetik, die zuers 
von den Engländern getrieben, sodann in Deutschland von Baum- 
garten systematisirt wurde, und endlich als die Stufe der speku 
lativen Aesthetik, welche der neueren Zeit angehört. Weiter, 
abe wirkt jenes logische Bewegungsgesetz, da es ein organische 
ist, auch wieder in jeder der drei so geschiedenen Hauptstufen für 
sich, so dafs‘ sich hier der durch dieselben Momente bestimmte 
Stufengang — aber auf qualitativ unterschiedener Grund- 
lage — wiederholt.” 
Betrachtet man daher jede der drei gegen einander bestimmten 
‚Hauptepochen für sich als Ganze, so stellt sich der dreitheilige 
Stufengang auf der Basis der intuitiven Kunstanschauung in 
en drei Standpunkten des Plato, Aristoteles und Plotin, auf der, 
asis der reflektirenden Kunstanschauung in den drei Stand- 
punkten von Baumgarten, Winckelmann-Lessing, Kant, au 
der Basis der spekulativen in den drei Standpunkten des Idealis- 
mus, des Realismus und der als Postulat gesetzten Vermittlun 
des Idealismus und Realismus dar. — Ob und in wiefern nu 
die Vertreter der einzelnen Standpunkte und diese selbst solch 
Stellung in dem geschichtlichen Gange annehmen, dies kann hier 
— in der einleitenden ÖOrientirung — nicht des Näheren erörter 
werden, sondern dies ist eben Aufgabe und Zweck der ganzen kri- 
tischen Ueberschau über die Geschichte der Aesthetik. Nur der 
nschaulichkeit halber mag daran erinnert werden, wie es — falls 
sich die hier flüchtig hingeworfene Uebersicht über den Gesammt- 
gang in der Geschichte der Aesthetik durch die Kritik derselbe 
bestätigen sollte — dann nicht mehr auffallen darf, wenn Aristo- 
teles, der auf der allgemeinen Basis der antiken Intuition als de
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.