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sahen, auch in den Thätigkeitsweisen dieser drei Formen de
Geistes, nämlich in der Intuition des unmittelbaren Empfindens
in der Reflexion des Verstandes und in der Spekulation des
vernünftigen Denkens. — Indem nun die geschichtliche Entwicklun
durch diese drei Thätigkeitsweisen des Geistes nach einander durc
orherrschen der ersten, zweiten, dritten bestimmt wird, nimm
die Geschichte in ihrer logischen Genesis selber die Form solches
dreistufigen Fortgangs an. Was die Geschichte im Allgemeinen
oder die allgemeine Weltgeschichte, betrifft, so haben wir uns da,
mit nicht zu befassen, sondern nur mit der einen Seite derselben
nämlich der Geschichte des ästhetischen Bewufstseins. Hier mani-
festirt sich jener Stufengang zunächst im Ganzen als die Stufe de
intuitiven Aesthetik, welche der Antike anheimfällt, weiter al
die Stufe der verständigen Reflexionsästhetik, die zuers
von den Engländern getrieben, sodann in Deutschland von Baum-
garten systematisirt wurde, und endlich als die Stufe der speku
lativen Aesthetik, welche der neueren Zeit angehört. Weiter,
abe wirkt jenes logische Bewegungsgesetz, da es ein organische
ist, auch wieder in jeder der drei so geschiedenen Hauptstufen für
sich, so dafs‘ sich hier der durch dieselben Momente bestimmte
Stufengang — aber auf qualitativ unterschiedener Grund-
lage — wiederholt.”
Betrachtet man daher jede der drei gegen einander bestimmten
‚Hauptepochen für sich als Ganze, so stellt sich der dreitheilige
Stufengang auf der Basis der intuitiven Kunstanschauung in
en drei Standpunkten des Plato, Aristoteles und Plotin, auf der,
asis der reflektirenden Kunstanschauung in den drei Stand-
punkten von Baumgarten, Winckelmann-Lessing, Kant, au
der Basis der spekulativen in den drei Standpunkten des Idealis-
mus, des Realismus und der als Postulat gesetzten Vermittlun
des Idealismus und Realismus dar. — Ob und in wiefern nu
die Vertreter der einzelnen Standpunkte und diese selbst solch
Stellung in dem geschichtlichen Gange annehmen, dies kann hier
— in der einleitenden ÖOrientirung — nicht des Näheren erörter
werden, sondern dies ist eben Aufgabe und Zweck der ganzen kri-
tischen Ueberschau über die Geschichte der Aesthetik. Nur der
nschaulichkeit halber mag daran erinnert werden, wie es — falls
sich die hier flüchtig hingeworfene Uebersicht über den Gesammt-
gang in der Geschichte der Aesthetik durch die Kritik derselbe
bestätigen sollte — dann nicht mehr auffallen darf, wenn Aristo-
teles, der auf der allgemeinen Basis der antiken Intuition als de