Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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büfst sie den Inhalt als allgemeinen ein: er verwandelt sich ihr 
unter den Händen in einen ganz andern, nämlich in einen mit der 
Beschränktheit des verständigen Reflektirens behafteten Inhalt, und 
hiemit geht sie nach dieser Seite hin über die erste Stufe wieder 
zurück. Diesem Inhalt nun wieder zu seinem Recht zu verhelfen, 
ist die Aufgabe der dritten Epoche, in welcher dann — obwohl 
ebenfalls wieder in einem durch dieselben Momente bestimmten 
Stufengange — der ursprünglich in der ersten Epoche schon ange- 
deutete substanzielle Inhalt in der ihm entsprechenden systemati- 
schen Form zur konkreten Wahrheit des spekulativen Gedankens 
sich erhebt. * 
Hiermit ist nun die Eintheilung der Geschichte der 
Aesthetik — vorläufig als eine, wie bemerkt, durch die Kritik 
zu bestätigende Voraussetzung!) — motivirt, und wir können daher 
__ im Vertrauen darauf, dafs die Geschichtliche Genesis diese Be- 
stätigung der begrifflichen, welche ja ihr wahrhafter Inhalt ist, nicht 
versagen werde — die Ueberschau über dieselbe nach den drei 
Abschnitten, welche oben als Perioden bezeichnet wurden, darzu- 
legen versuchen. 
Buch I. 
Erste Periode: Geschichte der antiken Aesthetik. 
8. 3. Zur Orientirung. 
29. Bei der Aufsuchung der ältesten theoretischen Aussprüche, 
welche irgend einen Punkt in dem Gebiet des Schönen und der 
Kunst berühren, kann man sich der auffallenden Beobachtung nicht 
entziehen, dafs diese Aussprüche ihrem ideellen Werth wie ihrer 
begrifflichen. Tragweite nach in einem aufserordentlichen Mi(sver- 
1) Wenn es hiebei scheinen möchte, dafs der Verf. ebenfalls in den oben an 
Vischer getadelten Fehler verfalle, nämlich mit einer Voraussetzung zu beginnen, 
80 ist dagegen zu bemerken, dafs der Fall ein ganz verschiedener ist. Vischer be- 
ginnt mit einer Definition, die auf der Voraussetzung eines Begriffs beruht, der selber 
eine Voraussetzung ist. In diesem Sinne wird hier keine Voraussetzung aufgestellt ; 
sondern indem nur von einem allgemeinen Gesetz, nemlich dem der Entwicklung 
überhaupt, eine Anwendung auf die Geschichte der Aesthetik gemacht und a priori 
eine Eintheilung begründet wird, so geschieht dies nur zur vorläufigen Information über 
den Gang der Geschichte. Es ist mithin nur eine auf das Vertrauen in die Allgemein- 
gültigkeit jenes Gesetzes gegründete Vermuthung, dafs für jene a priori aufgestellte 
Eintheilung die kritische Betrachtung den Beweis der Richtigkeit liefern werde. Meine 
Darstellung bezieht sich auf ein Gegebenes, nämlich auf die in der Geschichte auf-| 
tretenden ästhetische Ansichten, Vischer dagegen baut auf einer blofsen Annahme gleich- 
sam in die Luft hinein, da er die Möglichkeit einer Geschichte leugnet.
	        
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