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Ach
‘Mit der hältni(s einerseits zu der hohen, ja damals — nämlich im periklei-
Alt, nl schen Zeitalter — höchsten Ausbildung der antiken Kunst und des
N Tiede ‚künstlerischen Gefühls überhaupt, andrerseits aber auch zu dem
erhelian Entwicklungsgrade der antiken Philosophie selbst stehen. In ersterer
OO Beziehung erscheint dies Mifsverhältni(s darum vielleicht noch auf.
Inmten allender, weil es sich für die Philosophie doch nur um die dem
7 ange Anschein nach einfache Aufgabe handelte, das dem Inhalt wie dem
fematı mfang nach zu einer bewundernswürdigen Feinheit des kritischen
antens Instinkts entwickelte praktische Schönheitsgefühl des griechischen
eistes nach beiden Seiten hin sich selber zum Bewufstsein zu brin-
8 d6L gen, d.h. in die Form des begreifenden Denkens zu erheben.
Til Die ersten Versuche in dieser Richtung treten nun überhaupt
m Tale erst sehr spät auf, nämlich erst dann, als die hellenische Kunst den
at dr Kulminationspunkt ihrer Entwicklung bereits erreicht hatte, un
en auch da nur in durchaus aphoristischer, besonders aber äufsers
En de mifsverständlicher und einseitiger Weise. Dennoch liegt dies völlige,
m ür unsere moderne Anschauung höchst auffällige Auseinander-
fallen der Kunstproduction und der Kunstkritik, d. h.
des praktischen und des theoretischen ästhetischen Bewufstseins im
Alterthum tief in der Natur des antiken Geistes begründet, desse
Gröfse und Kraft wesentlich in der Unmittelbarkeit der In-
uition wurzelte. Schiller drückt dies Moment der Unmittelbarkeit
ok sehr gut durch die Bezeichnung „naiv“ aus, gegen welche antik
Naivetät das moderne Bewufstsein als „sentimental“ erscheint, und
erklärt sehr richtig daraus den Mangel an Interesse für Naturschön-
Sprüche, heit bei den Alten, weil hiezu bereits eine gewisse Reflexion auf
ınd der die Innerlichkeit des Subjekts gehört. Wenn daher diese Unmittel-
2 nicht barkeit der Intuition einerseits sowohl die wunderbare Objektivitä
e ihre und Ursprünglichkeit der antiken Gestaltungskraft selbst, wie auch
\LUSver- die Feinheit und Zartheit des die antike Volksanschauung beseelenden
kritischen Empfindens erklärt, so liegt darin zugleich andrerseits
nal die Schwäche des reflektirenden Bewufstseins darüber. In
cher De der praktischen Intuition des Schaffens wie in der theoretischen des
pin mpfindens von einer seitdem nie wieder erreichten Tiefe, Reinheit
nn nd Kraft beseelt, mufste der antike Geist für die bewulste Ver-
a pri mittlung des Denkens in demselben Grade auf Kraft, Reinheit und
m Tiefe in Hinsicht desjenigen Gebiets verzichten, in welches sich
‚ufgestelltg jene Intuition vorzugsweise hinein- und worin sie sich ausbildete
Dies war aber gerade, und zwar in fast ausschliefslicher Weise,
ich das Gebiet der Kunst. Das ganze Leben nämlich des hellenischen
Alterthums war ein] künstlerisches, ooetisches_— doch nicht in de