Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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dem Inhalt Entsprechenden, Charakteristischen. So sagt Dionys 7 
von Halikarnafs, „das Schöne und Angenehme in der Zusammen- oh I 
„stellung der Worte beruhe im Tonfall, im Rythmus und in der a 
„Abwechslung, wozu dann noch das diese drei verbindende Band Pers 
„des Ziemenden in Hinsicht des Inhalts komme“!). In diese Or 
Momente geht er dann näher ein, um das z0&zov auch im Inhalt ital 
der Sprache selbst zu erörtern, indem er die Schriftsteller in drei ne 
Klassen theilt, in die strengen, die zierlichen und die, welche die N 
Mitte zwischen beiden halten. Für die erste Art führt er als Bei- Tadel 
spiele an: Aeschylos, Pindar, Thucydides, für die zweite: Hesiod, Ba 
Anakreon, Euripides, Isokrates, für die dritte: den Homer, der in m 
Allem gleich grofs sei, und an den sich einige andere, wie Sopho- I 
kles, Herodot, Demosthenes, Demokrit und — merkwürdigerweise je 
die in der Sprache gewifs sehr unähnlichen Philosophen Plato und ir | 
Aristoteles anschlössen. So verständnifsvoll nun auch diese und br 
andere Bemerkungen des alten Rhetor sind, so wenig gewähren sie er 
doch für die eigentliche Aesthetik an Ausbeute; geschweige denn, he 
dafs sie eine Fortbildung derselben zeigen. — m 
Quinctilian, der schon im ersten Jahrhundert nach Chr. lebte A 
und ein grofses Lehrbuch der Rhetorik in 12 Büchern (de instutione Die ei 
oratoria) herausgab, dessen zehntes Buch sehr schätzbare Beiträge Ban 
zur griechischen nnd römischen Literaturgeschichte enthält, bringt Sn 
denn auch mannigfache, wiewohl immer nur gelegentliche Bemer- 2 
kungen über antike Kunstgeschichte und Aesthetik, die nicht ohne / N 
kritisches Verständnifs sind; von einer eigentlichen Theorie des A 
Schönen oder der Kunst ist indeßs auch bei ihm nicht die Rede. Such ; 
Von Interesse ist seine Aeufserung über die künstlerische Naturan- & A 
lage, die er freilich zunächst auf die Gewandtheit in der Rede be- SL 
zieht. Er setzt ihre Quelle in die Fähigkeit des lebhaften Vorstel- . 
lens?), welche den damit Begabten in den Stand setze, das inner- Tebrig 
lich Erlebte und Geschaute durch die Rede so zu veranschaulichen Sr 
als ob sie es äufserlich erfahren hätten. Es ist diese Begabung also CZ 
etwas Aechnliches wie die aristotelische &xoroxog?), wie er denn auch HE 
bemerkt, dafs solche «umavtacimrtor vorzugsweise zu Dichtern und Weg 
Künstlern berufen schienen. — Was die ästhetischen Grundbegriffe, ders 
also das „Schöne“ und dessen besondere Formen, das „Erhabene“, Or 
„Anmuthige“, „Komische“ u. s. f. betrifit, so hat _er auch hierüber müs 
ud) 
') Synihes. c. 11. Er definirt das w0&7x0y als das AQu0E0V TOLS VROKELNEVOLS Den 
MO00N0L8E XAl NOocyLACLVY, also ähnlich wie Aristoteles, der fast dasselbe mit 7 os, 
und za os bezeichnet. — ?) Quinetil. VI, 2, 29 und XI, 10. — 3) Vergl. oben den 
Abschnitt über die „Phantasie“ bei Aristoteles; No. 77— 79.
	        
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