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a auf die Bedeutung des künstlerischen Schaffens ihrer Urheber einen
Rückschlufs machen, man den letzteren als ausübenden Künstlern
entschieden Unrecht thun würde. Wenn wir daher hier einige Aus-
PC prüche und Titel von Werken griechischer und römischer Künstler
anführen, so geschieht dies nur der Vollständigkeit halber und ohne
dafs wir es für nöthig erachten, den Inhalt einer besonderen Kritik z
KT unterziehen. — Von dem Maler und Bildhauer Euphranor melde
EN linius, dafs er ein Werk „Ueber Symmetrie und Farben“ geschrie-
f nich, ben habe; Nicias behandelte „die Komposition“ in der Malerei
lichen nach ihren ästhetischen Elementen; von Lysippus wird eine Bemer-
Onskraf kung mitgetheilt, die von einigem Interesse ist. Er soll nämlich
ME seinem Kollegen Apelles daraus einen Vorwurf gemacht haben, dal
SUNSS- er Alexander den Grofsen auf seinem Bilde nicht mit dem welit-
Aral in erobernden Speer, sondern mit den Blitzen des Zeus in der Hand
© NAM- dargestellt habe. „Denn“, sagt er, „diese Blitze haben nur so lange
in doeti- eine Bedeutung, als Alexander von seinen Schmeichlern zu einem
© Bagel- „Sohn des Zeus gemacht wird, der Speer aber kennzeichnet ihn {für
r eigent- alle Zeit als ruhmvollen Eroberer Asiens“. -— Eupompus stellte,
lei on ach Plinius, zuerst das Princip der Naturnachahmung für die Kunst
nischer, auf; aber aus dem Zusammenhange der Stelle geht hervor, dafs dies
; Kunst) nicht so gemeint sei, als ob er damit dem Aristoteles opponiren
itte des wolle; sondern als Antwort auf die Frage eines Schülers, „welchen
lon, die „Meister er nachahmen solle?“, klingt der Rath, er solle überhaupt
aftreten. sich an keinen einzelnen Meister, sondern an die Natur selbst
en. dal halten, ganz verständig; auch liegt darin nichts weniger als eine
mt ZU inweisung auf blofse Naturnachahmung, sondern nur eine War-
werten} nung vor Manier. — Schliefslich mag hier noch des sogenannten
jr alten) Kanons“ des Polyklet, eines Zeitgenossen des Plato, erwähn
ten WI ‚erden. Dieser Kanon wird gewöhnlich als eine Art Abstraction
er schönen Menschengestalt, d. h. als Gattungsideal in Form einer
Fho300- tatue betrachtet, die gleichsam den absoluten, von aller indivi-
duellen Besonderung freien Typus menschlicher Schönheit verkör
pern sollte. Man führt besonders zwischen Statuen des Polyklet als
. un solche Kanons an, den „Doryphoros“ (Lanzenträger) und den „Dia-
dumenos“ (einen die Ringerbinde sich umlegenden Athleten), wobei
al sl man sich dann zunächst wundern mufs, dafs sie als „absolute Typen“
Kunst. nicht vollkommen übereinstimmten. Man hat von diesem Kanoır
Em des Polyklet viel Aufhebens gemacht und darin alle Weisheit der
half Kunst finden wollen; allein im Grunde hat er in dieser Rücksicht
ebensowenig Werth wie das abstrakte leere Ideal Platos, als en
erkörperung man ihn anzusehen pflegt. Denn die Wahrheit des