Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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tike Anschauung hinausgehende Tendenz zeigen auch seine Bemer- Kult 
kungen über den Ausdruck des Auges, die wir auch schon bei eigen 
Plotin fanden, sowie über das Wesen der Zeichnung, welche wicke! 
durch blofse Licht- und Schattengegensätze die Farbenunterschiede nach 3 
anzudeuten vermöge, z. B. „wenn blofs durch Weifs und Schwarz ganı 2 
„ein dunkelfarbiger Jnder dargestellt werde, den wir dann mit Hülfe Denken 
„der Einbildungskraft in seinem wahren Kolorit sähen“. — Na- SCHBP 
mentlich aber ist es die ausdrückliche Höherstellung der Ma- 
lerei gegen die Plastik, wodurch sich die nachantike Anschauung 
Philostrats kennzeichnet. Als Grund davon führt er an, dafs die 
Malerei einmal einen weiteren Kreis der Darstellung habe, indem 
sie nicht nur Figuren, sondern auch Berge und Wälder und Quellen, 
sowie den Himmel nachahmen könne, sodann auch, dafs sie überhaupt 
durch die Farbe die Wirklichkeit in konkreterer Weise wiedergeben 
könne und besonders auch das Auge als den unmittelbaren Spiegel 
des Innern, des Gemüths, darzustellen vermöge. — Mit diesen Be- 
merkungen, denen noch ähnliche des jüngeren Philostrat, des Neffen 
des vorigen, hinzugefügt werden könnten, ist geradezu der Bruch 
mit der in ihrer Grundanschauung wesentlich plastisch-empfindenden 
Antike ausgesprochen. 
134. Wir hätten dann noch von einigen andern Gelehrten der 
damaligen Zeit verschiedene dergleichen Aeufserungen mitzutheilen, 
wie von Kallistratus, welcher das Wesen der „künstlerischen 
Begeisterung“ in ziemlich schwülstiger Weise behandelte, von Lon- 
gin, der weitläufig über den Begriff der „Erhabenheit“ geschrie- 
ben hat, indem er die verschiedenen Seiten des Begriffs, auch nach 
seinem Ursprung und seiner Wirkung, betrachtet, ohne jedoch sei 
es ‚den eigentlichen metaphysischen Inhalt desselben aufzudecken, 
sei es die Momente dieses Inhalts systematisch zu ordnen, endlich 
von dem heiligen Augustinus, welcher, seiner philosophischen 
Anschauung nach im Alexandrinismus wurzelnd, die schon bei Plotin 
vorkommenden Anklänge an christliche Ideen in direkter Weise auf 
specifisch christliche Vorstellungen bezog. Gott ist ihm die ewige 
Form, und die sich zur Wirklichkeit entäufsernde absolute Idee, als 
schöpferisches Princip der Welt und des Schönen, der persönliche 
Schöpfer selber. Unendliche Güte, Wahrheit und Schönheit sind 
so die Eigenschaften Gottes, die er den Dingen mittheilt. Mit die- 
sen Erörterungen ist also, wie bemerkt, der eigentliche Boden der 
Antike verlassen und an die Stelle der philosophischen Intuition die 
mehr oder minder äufserliche Reflexion getreten. Wenn sie also 
auch andererseits als Symptome einer neuen Weltanschauung ein
	        
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