Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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L zweite Satz ist hinsichtlich der Logik noch merkwürdiger: „Insofern 
„wir nämlich weder vermöge unserer Einbildungskraft noch dure 
‚das Gefühl unsrer Seele einen höheren Begriff von der Vollkom- 
„menheit des Sichtbaren erhalten“, jetzt erwartet man etwa als 
W Nachsatz: so können wir ihn (den Begriff) nur durch die Vernunft 
} oder Verstand u. s. f.) erhalten; es folgt aber: „so ist die Schön- 
„heit in allen erschaffenen Dingen enthalten“. Mit solcher haar- 
sträubenden Logik ist natürlich Alles fertig zu bringen; eilen wir 
A daher zum Resultat. Er bezeichnet (S. 200) „die Schönheit als sicht- 
i ‚bare Vollkommenheit“, die Vollkommenheit aber ist Zweckmäfsig- 
der erste keit der Gestaltung: „Schönheit findet sich demnach in allen Dingen, 
Vi „Sobald der ganze Körper seiner Bestimmung entspricht“ (S. 202), 
BA also z. B. im Rhinozeros. KEigenthümlich ist, wie er die Schönheit 
Wenn der Form von der Schönheit der Farbe unterscheidet; nämlich 
nur nach der Gröfse der Formen. Er sagt (S. 201): „Aus den 
I ECO „kleinen Formen hat die Natur gröfsere gebildet, deren Schönheit 
oder Häfslichkeit nicht mehr nach der Farbe, sondern gerade nac 
= „den eigenthümlichen Formen zu beurtheilen ist.“ Was er damit 
| eigentlich meint (denn so wörtlich genommen, wie es hier ausge- 
har ET drückt ist, erscheint es als Unsinn), sagt er nicht. Es giebt nun 
em On eine Menge Abstufungen der Schönheit. Diese „stüufenweisen Schön- 
5 „heiten hat die Natur geschaffen, damit unser Geist durch die 
Abwechslung rege erhalten bleibe“ (S. 205). Das ist ungefähr 
ein Grund von dem Kaliber dessen, wonach die Natur die Kork- 
bäume geschaffen, damit der Mensch seine Champagnerflaschen ver- 
korken kann. Die bisherigen Citate waren aus den ersten drei Ka- 
a piteln über die Schönheit; vom vierten brauchen wir eigentlich nur 
Ai die Ueberschrift zu lesen: „Vollkomme Schönheit könnte sich in 
n SO ler Natur finden, findet sich aber nie“, um zu wissen, dafs das 
jen AtO anze albern sein mufs; doch wollen wir wenigstens noch einen 
LS Satz anführen: Vermöchte die menschliche Seele bei der Bildung 
) f (Entwicklung) ungehindert zu wirken, so würde der Mensch voll- 
rm ‚kommen und somit auch schön sein. Darum dürfen wir (umge- 
a „kehrt) aus der Schönheit auf die Kräfte der Seele schliefsen“! 
an!) Der Phryne und Sokrates würden dafür passende Beispiele abgeben. 
— Dies mag genügen, um die Aesthetik des Hrn. Mengs zu charak- 
va erisiren. In der That ist dies aber auch das Ganze, 
410): „Auch 227. Zu dieser Abhandlung über die Schönheit schrieb sein 
= Freund und Genosse Jose Nicolo d’Azara (geb. 1731 +; 1804 
Wann ib specifischer Agent für geistliche Angelegenheiten in Rom und später 
Halsert Sich 
48.21)
	        
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