Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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mig aus Hamburg heirathete. Schon 1778 jedoch starb seine Frau, CO 
und er selbst nicht lange darauf am 15. Februar 1781 
/ 4230. Wie bei Winckelmann ist auch bei Lessing für da $ 
ähere Verständni(s seines Aesthetisirens, und zwar sowohl dem 
nhalt wie der Form nach, eine kurze Charakteristik seines inneren 1 9 
Wesens nicht zu umgehen. Glücklicherweise bietet dieselbe keinerlei Wer 
psychologische Schwierigkeiten dar, welche, wie bei Winckelmann 
zum Theil in der Zeit wurzelnd, für unsere heutige Anschauung; En 
roblematisch erschienen. Lessing’s Wesen ist so einfach, die ganze ollen 
eise seines Empfindens und Denkens liegt in so völliger Durch; Jach 
sichtigkeit, in so alpenluftartiger Klarheit und Bestimmtheit vor uns Kieser 
und diese Klarheit flielst so ganz aus einer und derselben tiefen TEinfac 
zwar, aber keineswegs dunkeln Quelle, dafs für umschweifige Er- lichen 
klärungen von Besonderheiten oder gar Sonderbarkeiten gar kein nit € 
Anlals gegeben ist. — Man hat sich mit Lessing viel Mühe gegeben, eines 
und gewifs verdient er sie auch in hohem Maafse, denn er kann 
wie als die reifste Frucht der Verstandeskultur des 18. Jahrhunderts elle 
— so zugleich als der edelste Kern (und die Frucht enthält ja 
immer den Saamen zu neuer Entwicklung), ja schon als die erste anf 3 
lüthe jener neuen Entwicklungsphase betrachtet werden, welche dukt 
das goldne Zeitalter unsrer Nationalliteratur umfalst. Allein die mög] 
ühe, welche man sich mit Lessing gegeben, hat, in dem Streben, anklı 
recht Vieles und Mannigfaltiges in ihm zu entdecken, sich oft auf Seine 
Abwege verirrt; man hat in Lessing hineingeklügelt und heraus- 
z te 
ommentirt, was gar nicht — und zum Glück, kann man sagen — Tebet 
in ihm liegt, nicht in ihm liegen kann. — Lessing gehört zu den ons.) 
im Alterthum häufiger, in der modernen Zeit sehr selten auftreten- Tee 
den homogenen, in sich gediegenen Naturen, die wie aus einem cl 
Gufs dastehen und deren Wesen in einem einzigen, einfachen Prin Furth 
ip wurzelt. Wenn man die seit der Reformation fortwährend zu ( 
nehmende Tendenz verständiger Reflexion als das wesentliche und Tom 
die gesammte geistige Thätigkeit bestimmende Element in der Denk N 
weise des 18. Jahrhunderts betrachten darf, so kann man von 1 Les Fo 
sing sagen, dafs in ihm diese Richtung zur höchsten Reinheit und N 
Freiheit sich erhob und verkörperte. Er ist wesentlich Verstandes- Ten 
mensch, aber nicht im Sinne des sogenannten „gesunden Menschen ® 
verstandes“ allein, welcher wesentlich die Bornirtheit der verstän \ 
igen Reflexion repräsentirt und also eine untergeordnete Form und 
Stufe der Verständigkeit ist, sondern in dem höhern Sinne, dafs de N 
erstand in ihm zu vollster Klarheit und Schärfe sich entwickelt ® 
zu einer Schärfe, deren Feinheit nach gewissen Seiten hin nahe an ;
	        
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