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thümlichkeiten stammen, und die oft sehr feinen Verbindungsfäden:
aufsucht, durch die sie mit dem übrigen geistigen Leben der Nation
zusammenhängen. In ästhetischer Hinsicht ist z. B. ein viel größerer,
egensatz zwischen Göthe und Schiller als zwischen diesem und|
/ ean Paul. Denn Göthe wurzelt durchaus in der Winckelmann-
Ört schen Kunstanschauung, während Schiller sich in seinem kritischen
m ) Reflektiren ausdrücklich, Jean Paul wenigstens indirekt völlig au
EM Kant stützen.
& in 292. Fragt man nun — mit vorläufiger Beiseitelassung aller;
N Besonderheiten der einzelnen Vertreter der nachkantischen Popular-
DM ästhetik ee nach demjenigen Moment, welches sie verbindet und
% ] insofern also diese ganze Richtung als solche zu charakterisiren
ende. geeignet scheint, so beruht dies, abgesehen von der gemeinsamen,
m wenn auch nicht überall eingestandenen kantischen Weise des Den-
52, Man kens, wesentlich nur in der vorwaltenden Neigung der ästheti
6 Periode schen Reflexion, sich von der bildenden Kunst ab und
Sie der Poesie zuzuwenden!). Der Grund davon wird sogleich ange-
Sieh habe, geben werden; doch ist zuvor zu bemerken, dafs, wenn man diese
; System endenz, im Gegensatz zu der plastischen Anschauungsweise der
in_könnte, /inckelmann’schen Richtung, zu der auch Göthe gehört, also im
Pr Tr. egensatz zu jener antikisirenden Neigung, die der nachkantischen
Sm Popularästhetik mit dem Ausdruck romantisch kennzeichnen zu kön-
Sachicken. nen glaubt, dadurch nur eine, und nicht einmal die wesentlichste
T0CD TSe- Seite dieser Richtung angedeutet wird. Ja, man kann geradezu be-
jetrachten haupten, dafs dieser Ausdruck hier gar keinen ästhetischen, sondern
nELNSS, lediglich einen — und dazu sehr beschränkt — praktischen Sinn
Un hat. Dafs sich freilich an diese Richtung oder, wenn man will;
dunklen daraus eine besondere Kunstanschauung entwickelte — sowohl in
Sehiller der bildenden Kunst wie in der Poesie. —, die man als romantische
ya im specifischen Sinne bezeichnen mag, ja dafs einzelne Vertreter
Te der nachkantischen Popularästhetik als Dichter daran ebenfalls
n!. Nun participirten, hat mit dieser allgemeinen Frage nichts zu thun; gegen
hrs in die Manier aber, die Aesthetik dieser Popularphilosophen so
6 dem u bezeichnen, möchte entschieden Protest einzulegen sein. Schiller
ja betitelt seine bekannte Ahhandlung nicht: „Ueber antike und ro-
irfste auf- mantische“, sondern „Ueber naiye und sentimentale Dichtung“
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N 5 x *) Es hat sich für diese von uns aufgestellte , den Inhalt absichtlich in Frage!
ye BIGeN- lassende Bestimmung schon in damaliger Zeit der Ausdruck Romantisch eingebürgert
der nur eine Seite des ganzen Inhalts berührt. Wir wollen uns hier nicht auf eine
Kritik desselben einlassen, verwerfen ihn aber für unsere Betrachtung aus Gründen,
DE die in der Sache liegen. Solches Stempeln mit konventionellen Typen ist überhaupt
eine bedenkliche Sache und giebt immer zu falschen Auffassungen Anlafs,