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nicht sein kann. Der Fehler liegt darin, dafs er der architektoni
schen Schönheit, d. h. der Schönheit der Gestalt, der äufseren Form Not
icht das entsprechende Allgemeine, nämlich die Schönheit der inne- m
ren Lebensthätigkeit überhaupt, sondern Sogleich eine besondere Art .
der letzteren, nämlich die Anmuth, gegenüberstellt, welche mit der
Würde zusammen, als koordinirt Entgegengesetzte, den Inhalt de
inneren Schönheit ausmachen..
Nach dieser nothwendigen Orientirung kehren wir nun zu dem nn
obigen Axiom zurück. Was das Moment des Erhabenen betrifft, so DB
erläutert er es dadurch, dafs „der Wille des Menschen ein erhabe- x
„ner Begriff sei, auch dann, wenn man auf seinen moralischen Ge Sf
„brauch nicht achtet“. Es ist also auch hier das Moment der ab- -
strakten Freiheit, der unbedingten Selbstbestimmung, was als die -
uelle des Erhabenen der Gesinnung gesetzt wird; aber auch nu nn
als die Quelle, als die Dynamis, nicht als die energische Form 4
Diese ist durch die Vernunft bestimmt. Der Mensch ist schlecht- m
hin zwar an keine Nothwendigkeit gebunden, „aber verbunden ist /
„er dem Gesetz der Vernunft. Er gebraucht also seine Freiheit SP
„Wirklich, wenn er gleich der Vernunft widersprechend handelt C
„aber er gebraucht sie unwürdig, weil er ungeachtet seiner Frei- 3
„heit doch nur innerhalb der Natur stehen bleibt“, nämlich wenn GE
er nur will, was er begehrt. Hier ist also der Konflikt zwischen (En
Vernunft und sinnlichem Triebe der Grund zunächst des sittlichen, Br
andelns überhaupt, sodann, „wo (in Affekten) die Natur den Willen N
„gewaltsam auf ihre Seite zu ziehen strebt“, wo also keine Harmo-
nie von Neigung und Pflicht möglich ist, welche die Handlung mo- a
ralisch-schön machen würde, der Grund des sittlich-grofsen DA
Handelns. Schlecht und recht möchte man sagen, dafs diese Gröfse ©
einfach Pflichterfüllung im Sinne des Kant’schen kategorischen Im- -
erativ und ohne weiteres Prädikat blos moralisch zu nennen War,
so dafs mithin die Gröfse im Grunde nur in einem Gradverhältni(s
läge; oder: wo die Versuchung sehr stark ist oder die drohenden
Leiden sehr grofs erscheinen, da gewinnt das sittliche Handeln
durch diese Vergleichung ebenfalls den Charakter der Gröfse
und Stärke, d. h. der Erhabenheit. Die Gewalt des Kampfes, die
Macht der gegeneinander anstürmenden Kräfte verleihen dem end-
lichen Siege das Gepräge der Erhabenheit, und der Zuschauer be-
gleitet die Phasen solchen Kampfes mit den aristotelischen Furch
und Mitleid; mit der Furcht, der Kämpfende könne unterliegen, mit
dem Mitleid über die Leiden des Helden. — Zu diesen Reflexionen
-ommt aber Schiller hier nicht, da_ diese das Erhabene der Gesin