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e usammenhange widerstreben, schaut er von vorn herein mit einer
gewissen Verachtung nicht nur auf den unwissenden Laien, sonder
auch auf den spekulirenden Philosophen, ja auf letzteren fast noc
ehr als auf ersteren, herab, da er in der Philosophie selten mehr,
als Wortkrämerei und haarspaltende Systematisirung sieht, welche nie
bis in die eigentliche Tiefe, in das wahre Wesen der Kunst hin-
einzuschauen vermöge. Sicher in dem seinerseits als selbstver-
ständlich vorausgesetzten Alleinbesitz des grofsen Geheimnisses de
Schönheit und als Künstler zum Priester ihres mystischen Kultu
sich berufen wissend, betrachtet er alle anderweitigen Versuche,
„von aufsen her“ in dies Geheimnifs einzudringen, als eine Danaiden-
rbeit, die ihrer Vergeblichkeit wegen im besten Falle Mitleid, 1
schlimmeren — nämlich wenn mit dem „Schöpfen“ des Wissens eine
gewisse Prätfension verbunden scheint — entschiedene Zurückweisung
in die gebührenden Schranken verdient. —
Fragt man nun aber sie, die Wissenden von Schönheits- Gnaden
nach der Lösung des Geheimnisses, so wissen sie zwar nichts Wesent
liches darüber zu sagen, aber sie berufen sich entweder ganz wi
er Laie auf ihr Gefühl — und dabei fahren sie in jedem Betracht a
besten, obschon dem Lernbegierigen damit nicht geholfen ist — oder
sie deuten auch wohl an, dafs die Empfindung für Schönheit über-
haupt wie diese selbst etwas Unerklärliches, weit über das Denke
Erhabenes, kurz eine unmittelbare Gabe Gottes sei, über welche ma
ebenso wenig wie über die Geheimnisse der religiösen Offenbarung
zur voller Klarheit gelangen könne. Und diese Ansicht von der
Sache ist für sie, die schaffen den Künstler, auch die allein richtig
nd maafsgebende. Denn eben in dieser Unmittelbarkeit der
künstlerischen Intuition, in dieser Selbstgewifsheit innerer Offen-
barung liegt das Geheimnifs — nicht der Schönheit, nicht der Kunst
als dieser Verwirklichungssphäre des Schönen, sondern — des künst
erischen Schaffens, der Thätigkeit des Genius. Sucht der Künstle
diesen Schleier von dem Geheimnifs, das er sich selber ist, mit
vermessener Hand zu heben, „is(t er von dem Baum der Erkennt-
nifs“, so erstirbt die geniale Unschuld in ihm und er wird aus de
Paradiese des künstlerischen Schaffens verbannt. Aber dies Ge-
heimnifs, wenn es auch für den schaffenden Künstler ein solche
ist, bleibt es doch nicht für den wahrhaften Denker; ihm offenbart sic
das Mysterium, wovon der künstlerische Genius selber nur ein
Theil ist: der Kraft des Denkens erschliefst sich die Pforte auch die-
ses Lebens; dafür aber ist ihm meist die göttliche Kraft des Schaffen
ersagt. Um ohne Parabel zu sprechen: Versucht der Künstler aber.dt