Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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e usammenhange widerstreben, schaut er von vorn herein mit einer 
gewissen Verachtung nicht nur auf den unwissenden Laien, sonder 
auch auf den spekulirenden Philosophen, ja auf letzteren fast noc 
ehr als auf ersteren, herab, da er in der Philosophie selten mehr, 
als Wortkrämerei und haarspaltende Systematisirung sieht, welche nie 
bis in die eigentliche Tiefe, in das wahre Wesen der Kunst hin- 
einzuschauen vermöge. Sicher in dem seinerseits als selbstver- 
ständlich vorausgesetzten Alleinbesitz des grofsen Geheimnisses de 
Schönheit und als Künstler zum Priester ihres mystischen Kultu 
sich berufen wissend, betrachtet er alle anderweitigen Versuche, 
„von aufsen her“ in dies Geheimnifs einzudringen, als eine Danaiden- 
rbeit, die ihrer Vergeblichkeit wegen im besten Falle Mitleid, 1 
schlimmeren — nämlich wenn mit dem „Schöpfen“ des Wissens eine 
gewisse Prätfension verbunden scheint — entschiedene Zurückweisung 
in die gebührenden Schranken verdient. — 
Fragt man nun aber sie, die Wissenden von Schönheits- Gnaden 
nach der Lösung des Geheimnisses, so wissen sie zwar nichts Wesent 
liches darüber zu sagen, aber sie berufen sich entweder ganz wi 
er Laie auf ihr Gefühl — und dabei fahren sie in jedem Betracht a 
besten, obschon dem Lernbegierigen damit nicht geholfen ist — oder 
sie deuten auch wohl an, dafs die Empfindung für Schönheit über- 
haupt wie diese selbst etwas Unerklärliches, weit über das Denke 
Erhabenes, kurz eine unmittelbare Gabe Gottes sei, über welche ma 
ebenso wenig wie über die Geheimnisse der religiösen Offenbarung 
zur voller Klarheit gelangen könne. Und diese Ansicht von der 
Sache ist für sie, die schaffen den Künstler, auch die allein richtig 
nd maafsgebende. Denn eben in dieser Unmittelbarkeit der 
künstlerischen Intuition, in dieser Selbstgewifsheit innerer Offen- 
barung liegt das Geheimnifs — nicht der Schönheit, nicht der Kunst 
als dieser Verwirklichungssphäre des Schönen, sondern — des künst 
erischen Schaffens, der Thätigkeit des Genius. Sucht der Künstle 
diesen Schleier von dem Geheimnifs, das er sich selber ist, mit 
vermessener Hand zu heben, „is(t er von dem Baum der Erkennt- 
nifs“, so erstirbt die geniale Unschuld in ihm und er wird aus de 
Paradiese des künstlerischen Schaffens verbannt. Aber dies Ge- 
heimnifs, wenn es auch für den schaffenden Künstler ein solche 
ist, bleibt es doch nicht für den wahrhaften Denker; ihm offenbart sic 
das Mysterium, wovon der künstlerische Genius selber nur ein 
Theil ist: der Kraft des Denkens erschliefst sich die Pforte auch die- 
ses Lebens; dafür aber ist ihm meist die göttliche Kraft des Schaffen 
ersagt. Um ohne Parabel zu sprechen: Versucht der Künstler aber.dt
	        
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