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ah kein Zweifel sein. Dem widerspricht nur scheinbar, wenn er in
X dem Epigramm Moralische Kraft den Rath giebt:
fer A oa du N Ge EU TE dir bleibt doch, vernünftig zu wollen,
side n nn © SiSt zu thun, was du als Mensch nicht vermagst;
ick im % denn hier ist zwar dem Menschen der Geist gegenübergesetzt, aber
a 8 gleichsam nur als der Ölofse Geist. Dies ist schon in dem Doch
rim Rang des ersten Verses angedeutet, nämlich dafs der Mensch mehr sel als
nm blofser Geist, d. h. dieser und aufserdem Natur. Beider Einheit
— aber sei das Höhere. So ist auch das Schön - Empfinden mehr als
das vernünftige Wollen,
In gleichem Verhältnifs steht auch die Kunst zur Wissen-
schaft. Da diese Das, was in jener, im Reich der Schönheit, or-
nisches Leben hat, trennen, d. h. zerstören müsse, um aus den
todten Theilen das Gesetz zu suchen, so könne sie ihr wahres Ziel
nur darin finden, dafs sie wieder zur Kunst zurückkehre, Kunst-
werk werde.*) — Gegen die dritte Seite endlich, die Wirklichkeit
(Sinnlichkeit) ist die Stellung der Kunst nun noch eine günstigere,
Er sagt darüber in den Künstlern:
Als der Erschaffende von seinem Angesichte
Den Menschen in die Sterblichkeit verwies
Und eine späte Wiederkehr zum Lichte
Sondern auch Auf schwerem Sinnenpfad ihn finden hiefs;
da schlofs die Kunst sich mit dem Verbannten in die Sterblichkeit
(Sinnlichkeit)_ein:
Hier schwebt sie, mit gesenktem Fluge,
Um ihren Liebling, nah am Sinnenland,
Und malt mit lieblichem Betruge
Eiysium auf seine _Kerkerwand.
So hat also bei Schiller die Kunst die Aufgabe, alle Kräfte
des Menschen, Sinnlichkeit, Vernunft und Verstand, zur höchsten
Versöhnung und Vollendung zu bringen. — In dieser, später von
Schelling adoptirten Auffassung der Kunst liegt denn allerdings
eine weite Kluft gegen die Kant’sche Ansicht.
Nach dieser vorläufigen Orientirung über den fundamentalen
Standpunkt der Schiller’schen Aesthetik können wir nun zu dem
Janıı erreicht, substanziellen Inhalt derselben übergehen.
*) Diesem Gedanken begegnet man an den verschiedensten Stellen seiner Schriften ;
später finden wir ihn — beiläufig hemerkt — bei Schelling in dem Satze wieder,
19a Lebe dafs „die Philosophie zur Kunst werden“ müsse, was dann ganz mifsverständlich dahin,
am doch gewendet wird, dafs „die höchste Spitze_aller Philosophie“ die Kunstphilosophie sei.