Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

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0 Stof ler Farben hinsichtlich der Koloristik angeht, u. s. f, dazu —. so 
St über) steht den Künstlern sicher darüber ein völlig kompetentes Urtheil 
© Wahr- u, nicht aber ebenso über die ästhetische Seite, z. B. über die 
TG geeignete Wahl von Motiven für gewisse Gattungen der Kunst, über 
Sitigkeit Styl, Manier und dergl. Hierin urtheilt der Künstler, wenn er sich 
ganzes ben urtheilend, nicht schaffend, verhält, meist vom Standpunkt 
Orgeb eines subjektiven Geschmacks, der sich auf seine besondere Rich- 
1207] tung gründet. Daher kommt es, dafs Künstler grade am unbefan- 
MC gensten und daher auch am objektivsten über solche Werke ur- 
heilen, welche nicht ihrer eigenen Kunstgattung angehören, also 
4 ein Landschafter über ein Genre- oder Historienbild, ein Historien- 
FOllenca maler über ein Stillleben. oder eine Landschaft, ein Maler überhaupt 
über ein plastisches Werk und umgekehrt; oder mit andern Worten: 
{en n3- der Künstler urtheilt hier (die Technik ausgeschlossen) als Laie. 
Irak 8. Die Standpunkte des „Laien“ und des „Künstlers“ liegen 
nen also hinsichtlich des Urtheils gar nicht so weit auseinander. Auch 
Oueıren im Uebrigen kann man sagen, dafs sie beide auf dem allgemein- 
er nenschlichen Kunstbedürfnifs basiren, und dafs ihr Gegensatz 
a nur darin beruht, dafs dies Kunstbedürfnifs bei jenem receptiv, bei 
onheif, diesem produktiv sich äufsert. Dort ist es die natürliche Freude 
An am Schönen und der Genufs desselben, hier das innere Drängen, 
Pi die Schönes zu gestalten. Im letzten Grunde fliefsen auch diese 
{CM 18- eiden Seiten zusammen. Schon bei den rohesten Naturvölkern 
_ wie in den ersten Jahren der Kindheit beim einzelnen Menschen 
DT finden wir solches Kunstbedürfnifs, das sich bald als Nach- 
A ahmungstrieb, bald als Spieltrieb bald als Neigung zum 
nicht Schmuck sich äufsert.') Gleich dem Sittlichkeitsbedürfnifs und 
Torden dem Triebe nach Erkenntnifs der Wahrheit und mit ihnen in 
A erbindung ist der „Kunsttrieb“ ein dem Menschen als solchem 
Da immanentes Element seines geistigen Wesens; und darin liegt denn 
auch schlechthin seine Berechtigung, ja sein Beruf, das Schöne und 
Me] weiterhin die Kunst, als Verwirklichung desselben, zum Gegenstande 
—- seiner Thätigkeit und seines Nachdenkens zu machen. Hier, WO 
N NL wir es vorläufig nur mit dem letzteren, dem Nachdenken oder viel- 
f 2 mehr Urtheilen über das Schöne und die Kunst, zu thun haben, 
C S ist also von vorn herein zuzugeben,” dafs der Standpunkt des 
„Laien“ schlechthin eine allgemeine Berechtigung besitzt. Auch der 
be Standpunkt des „Künstlers“, als Urtheilenden, ist, wie bemerkt, 
Fi 
Nissen 1) Die Begriffe des „Kunstbedürfnisses“, des „Kunsttriebs“, des Nachahmungs“- 
A iche Entwicklung in die „Lehre von der Kunst“, also in das S ATS gehört
	        
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