Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

 Dettach ‚die Natur, die reale Welt, das Substrat bildet, sofern, wie man sic 
SUN auszudrücken pflegt, die Kunst die Natur „nachahmt“, ve 
Lund, O0 dann wohl noch darauf hindeutet, dafs diese Nachahmung keine 
Astler vor, blofse Kopirung sein dürfe, sondern mit einer gewissen „Verschöne- 
Lass rung“ verbunden sein müsse. Allein nicht diese Forderung, dafs 
2 CN die Kunst idealisire — denn unter „Idealisiren“ versteht ma 
ach dem eben hier nur ein gewisses Verschönern — sondern vielmehr, daß 
Mr dieses Idealisiren sich vor Allem an die Natur zu halten habe, 
Ton LA ‚oder dafs das Kunstwerk recht „naturwahr“ sei, dies fordert de 
& Laie zunächst von ihm; und dies erfreut ihn daran auch am meisten. 
Gin Die zweite Forderung ist dann die, dafs diese Naturwahrheit Sch 
her An schön sei. Im Grunde aber ist dies für ihn ganz dasselbe, denn er 
kennt eigentlich nur die Naturschönheit, auch im Kunstwerk; und 
he di an Dem, was ihm in der Natur „häfslich“ erscheinen würde, z. B. 
Li ein Murillo’scher Betteljunge, kann er auch im Kunstwerk keine 
ni ‚ungemischte Freude und keinen rechten Geschmack finden. Er 
nennt unter Umständen solch Kunstwerk auch geradezu „häfslich“, 
Chen obschon es in der Kunst gar nichts Häfsliches giebt, sondern die 
ra telle des Naturhäfslichen, als des Negativen des Naturschönen, hier, 
ES von dem Negativen des Künstlerischen, d.h. von dem Unkünstle- 
nl © rischen eingenommen wird. — Wenn nun der Laie das Kunstwerk 
m wie ein Naturobjekt anschaut, so schaut der Künstler umge- 
N st kehrt die Natur wie ein Kunstobjekt an oder, genauer ge- 
fi in ‚sprochen, als ein Objekt der künstlerischen Darstellbarkeit und Wir- 
kungsfähigkeit. Hierin zeigt sich nun der schroffe Gegensatz der 
beiden Anschauungsweisen am deutlichsten. Die reine Naturschön- 
Se heit, z. B. eine schöne Landschaft oder ein schöner Mensch, hat 
Em vom Standpunkt des Laien einen völlig anderen Inhalt als von dem 
A ‚des Künstlers. Die sogenannte „schöne Gegend“ ist im künstle- 
nn rischen Sinne eine ganz untergeordnete Art von Ilandschaftlicher, 
fl m Schönheit, eben weil die blofse Naturschönheit darin überwiegt, 
wogegen ein vertrockneter alter Baum an einer sumpfigen Wasser- 
lache unter regnerischem Himmel -— lauter Objekte, die der Laie 
weder in der Natur selbst noch im Kunstwerk „schön“ findet — 
= den Künstler gerade durch ihre „Schönheit“ entzücken. Aehnlich 
ge Aus kann im Bereich der Genremalerei der Gegenstand, z. B. eine 
a Liebesscene“ oder „Spielen der Kinder“ u. s. f. den Laien durch die 
jndigeD- rinnerung an ähnliche erlebte Scenen gemüthlicher, “weil” natur 
En schöner Art (denn es ist immer die Natur, wenn auch eine inner- 
Rn liche, was darin sympathisch an das Gefühl anklingt) aufserordent- 
WM lich_anziehen, während derselbe Gegenstand den Künstler, welche 
weiche
	        
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