Full text: Von Plato bis zum 19. Jahrhundert (1. Theil, 1. Abtheilung)

a 11. Der in dem Widerspruch des besonderen Interesses wur- 
4 zelnde Gegensatz zwischen dem „Laien“ und dem „Künstler“ in 
a. Hinsicht ihrer Anschauungs- und Beurtheilungsweise erhält nun die 
) an engere Form, dafs der Künstler, welcher zum Laien die Stellung eines 
Ben Kenners einnahm, selber in einen Gegensatz zu einer andern Art 
ne - Kenner tritt, der sich als „ Kunstfreund“ dem „Künstler“ gegen- 
= überstellt. ‚Der Laie ist zwar auch, wie überhaupt der Mensch, ein 
Pe % Freund des Schönen, also auch des Kunstschönen und der Kunst 
ha aber in dem specifischen Sinne des Worts ist er noch kein „Kunst- 
% ireund.“ Bei einem solchen nämlich macht die Neigung, sich mit 
Sr Werken der Kunst zu beschäftigen, auch wohl durch materielle För- 
U derung derselben, einen wesentlichen Inhalt Seines inneren Lebens 
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nd aus. Ein solcher Kunstfreund kann nebenbei Banquier oder Stadt- 
cn Ne gerichtsassor, auch Generalkonsul, selbst Fürst u. s. w. sein, aber 
an diese seine Lebensstellung — obschon sie für ihn eine unbedingte 
ab wie Lebensfrage ist — erscheint nur gleichsam als stillschweigende und 
Ur AS oft mit Stillschweigen übergangene Voraussetzung, welche gegen die 
x i nicht selten sogar mit einer gewissen Ostentation ins Licht gestellte 
techn „Neigung“ zur Kunst bescheidentlich in den Schatten tritt. Dieser 
amkeif eigung bringt dann der Kunstfreund, namentlich wenn er sich zu 
TETESSC dem Komparativ des „Kunstliebhabers“ und weiter zu dem 
Superlativ des Kunstmäcen“ potenzirt, Erkleckliches an materiellen 
19egen- Upfern dar —— doch selten wohl über diejenige Grenze hinaus, welche 
S diese ibm jene bescheidene Voraussetzung der materiellen Basis seiner 
gegen Existenz gestattet. Unter seiner Neigung zur Kunst dürfen selbst- 
erständlich die „Ansprüche des Lebens“ selbst nicht leiden; denn 
Was, der Kunstfreund hat, das gebietet seine „Stellung in der Welt,“ ein 
irkung, ‚Haus zu machen“. Dies wäre ohne den sonstigen nothwendigen 
Ai ‚omfort — in welchem überdies die Kunst ebenfalls ihre bestimmte 
72, 0 uweilen sogar bevorrechtigte Stellung einnimmt, in Form von Ge- 
werk, mäldegallerien u. s. w. — natürlich nicht möglich. Als Förderer; 
Die der Kunst entwickelt sich der „Kunstfreund“ zum „Kunstm äcen, 
Al = in der Weise, dafs er, gehoben durch das Gefühl, „die Künste z 
ade eschützen,“ sich gleichsam als_den_ sichtbaren Stellvertreter de 
fubiek- künstlerischen Genius auf Erden weils. 
SO ‚Es ist hier absichtlich zuerst die negative Seite dieses Typus 
Fr DO elche, in ein Wort zusammengefafst, als die Eitelkeit der 
Kunstliebhaberei zu bezeichnen ist, hervorgehoben, weil in dieser 
Em SD meinen berührt. Dennoch war diese Berührung hier nicht zu umgehen, weil die beiden 
N 2 Standpunkte nur durch einander, nämlich als entgegengesetzte, schärfer zu bestimmen sind.
	        
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